Mein Geburtstag
Hennchen feierte nicht nur einen wunderschönen Geburtstag, sondern machte ganz spontan einen Trip zu den Lofoten. Die lagen gerade auf dem Weg nach Oslo. Hier hat sie ein Vorspiel bei einer Musikhochschule.
Mensch, jetzt ist so viel passiert seitdem ich das letzte Mal hier geschrieben habe. Jetzt liegt neben mir nämlich auf dem Tisch eine Schüssel, um selbst Sprösslinge zu züchten und im Regal ein Glas Nutella. Unten in der Küche guter deutscher Käse und Schwarzbrot - Hmmmmm. UND im Sessel gleich neben mir sitzt meine Mama. Gestern sind wir beide wieder in Sortland mit der Hurtigrute angekommen. Wie ich aber dazu kam, mit dem Schiff zu fahren, muss ich mit der Geschichte von ganz vorne anfangen.
Am Mittwoch den 5. März hatte ich Geburtstag. Ich hatte den ganzen Dienstagabend gebacken und war kurz vor Mitternacht müde ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen brachte ich zum lunsj in die Kulturschule einen selbstgebackenen Apfelkuchen mit. Ehrlich gesagt war ich sehr enttäuscht, dass die in der Kulturschule meinen Geburtstag vergessen hatten, schließlich wurde ich 20! Aber der Kuchen kam gut an.
Am Nachmittag sollte ich dann schon um 17 Uhr im Klubb erscheinen, obwohl der offene Abend für die Eltern der Jugendlichen erst eine Stunde später beginnen sollte. Als ich hineinkam waren alle die dort arbeiten verschwunden und nur die Leiterin umarmte mich und führte mich hoch in das Pausenzimmer. Wow, da saßen alle um einen mit Plastiknarzissen verzierten Kaffeetisch, in der Mitte stand eine große Sahnetorte, extra für mich gebacken und auch andere typisch norwegische Kuchen. Ich bekam sogar noch Geschenke, womit ich gar nicht gerechnet hatte (unter anderem auch Spikes für meine Schuhe :-)).Vielen, vielen Dank!! (Tusen takk for gavene!) Nachdem ich vom Klubb um neun Uhr wieder nach Hause kam, feierte ich noch mit meinen Freundinnen und es gab noch mehr Kuchen.
Am Donnerstag hatte ich mich entschieden - nach langem Hin und Her. Ich nehme am Samstag die Hurtigrute und fahre nach Bodö und nehme von dort den Flieger nach Oslo. Warum nach Oslo? Ich hatte mich im Dezember bei der Musikhochschule beworben und am Montagabend, den 10. März, war das erste Vorspiel. Ich buchte mir also meine Flüge.
Am Mittag passierte es dann. Ganz plötzlich war ein riesengroßer Riss in meinem Cello, vom f-Loch bis runter, wo die Zarge anfängt. Ich war den Tränen nahe. Ich rief alle unterschiedlichen Geigenbauer in Tromsö und Oslo an, aber die meinten alle, dass so eine Reparatur auf jeden Fall mehr als eine Woche dauern würde. Irgendjemand in der Kulturschule rief dann eine Dame an, von der ich das Cello ausleihen könnte. Da das aber versicherungstechnisch nicht möglich war, das nach Oslo mitzunehmen, verhandelte ich mit einem Geigenbauer, das ich ein Cello ausleihen könnte. Samstagfrüh war es dann soweit, 13 Uhr ging die Hurtigrute. Super Wetter und strahlende Sonne.
Ich verstaute also meinen Koffer und auf dem Weg zur Panoramalunch traf ich auf einen japanischen Jungen, mit dem ich zusammen im Norwegischkurs bin. Er war mit seinem Gastbruder aus Thailand und seinem Gastvater auf dem Weg nach Svolvaer, das ist der Hauptort von den Lofoten. Das war mein Glück. Ich erzählte ihnen, dass ich in Bodö am nächsten Tag ins Flugzeug steigen würde. Ganz erstaunt wurde ich gefragt, wie ich denn die Nacht verbringen wollen würde, denn ich würde nachts um drei Uhr in Bodö ankommen? Gute Frage, daran hatte ich gar nicht gedacht. Der Gastvater rief also einen alten Freund an und der holte mich dann mitten in der Nacht vom Kai ab. Es wurde eine wunderschöne unterhaltsame Fahrt. Der Höhepunkt dieser wunderschönen Fahrt war aber dann die Fahrt in den Trollfjord.
Er war zugefroren, aber der Kapitän entschied hineinzufahren. Es ist wirklich sehr beeindruckend wie nah das Schiff an den steilen Felswänden vorbeifährt. Als das Schiff gedreht hatte und wieder hinausfuhr und die ganzen Touristen wieder in den warmen Salon gegangen waren, schwammen überall Eisschollen. Als es dunkel wurde und wir Svolvaer passiert hatten, ich kurz an Land gegangen war, legte ich mich auf ein Sofa und schlief ein. Kurz nach drei Uhr klingelte mein Telefon und eine norwegische Männerstimme fragte mich, ob ich denn schon an Land gegangen wäre. Wir fuhren zu ihm nach Hause und dort führte er mich in ein Zimmer mit frischbezogenem Bett und ich fiel hundemüde hinein. Am nächsten Morgen um elf Uhr wurde ich von seiner Frau mit einer Tasse Espresso geweckt. Unten in der Küche warteten auf mich auch noch frischgebackene Waffeln und dann stiegen wir ins Auto und fuhren zum Flughafen. Oslo - ich komme!