Ein unvergessliches Wochenende
Am Freitag war es endlich wieder soweit: endlich wieder LVO (Lofoten-Vesteralen -Orchester). Wir trafen uns um 15 Uhr wie gewohnt an der Schule. Erika und ich kamen aber etwas spät, weil wir, nachdem wir im Norwegischkurs weiter Aufgaben in unserem Übungsheft gemacht hatten, weil unsere Lehrerin immer noch krank war, gemeinsam zu ihr nach Hause gingen, um gemütlich eine heiße Schokolade zu trinken. Und ich glaube, es ist für jeden verständlich, dass wir uns nur mühsam wieder aufraffen konnten, um raus in die Kälte zu gehen.
Wir fuhren dreieinhalb Stunden, von denen wir aber eine Stunde auf die Fähre warten mussten, die von Melbu rüber zu den Lofoten fährt. Also gingen wir uns was zum Essen kaufen. Unter anderem auch „törrfisk“, das ist der berühmte Trockenfisch. Maren, die in Oslo Geige studiert und hier in der Kulturschule im Moment Vikar ist, meinte, dass müsse man als Ausländer unbedingt probiert haben. Und wir waren ja drei Ausländer: Erika aus Italien, ich und eine Freundin von Maren, die für dieses Wochenende hier oben zu Besuch war. Sie studiert auch in Oslo Geige, kommt aber ursprünglich aus Serbien. An dieser Stelle: Oma- ich mag „törfisk“.
Ich glaube, so cirka um 19 Uhr begannen wir mit der Probe. Die Brassband war schon da und übte das Stück (das gerade mal 15 Minuten geht, und in dem wir als Streicher sogar nur acht Minuten spielen) bis um 10 Uhr abends! Halb verhungert gab es dann endlich „kveldsmat“ also Abendbrot. Tütensuppe mit ganz dünnem Knäckebrot. Aber wenn man hungrig ist, isst man sogar Tütensuppe!
Dann mussten wir wieder in den Bus und fuhren zu unserem Nachtquartier. Wir „jungen“ waren jeweils neun Personen in einem Ferienhaus untergebracht. Total gemütlich! Und das Beste war, wir waren direkt am Wasser und konnten am Horizont auch Lofotenberge sehen. Und darüber den gelben Mond - es war fantastisch! Ich hab auch paar Fotos gemacht, aber die sind sogar mit Stativ etwas verwackelt, weil es einfach zu stark gewindet hat. Später kamen auch noch etwas Polarlichter, nicht viele, aber immerhin!
Auf dieser kleinen Nachtwanderung stand ich dann auch auf einmal vor dem Wohnzimmer, in dem die anderen Mädels wohnten. So saß ich noch eine Weile im Wohnzimmer, konnte aber nicht so viel mitreden, weil ich hundmüde war. Also ab ins Bett. Denn am Samstag mussten wir sehr früh aufstehen! Um 7 kam der Bus um uns zum Frühstück zu fahren! Denn um 8 begann die Probe in der großen Halle in „Kabelvaag“. Um 8! Stellt Euch das mal vor. Ich war ja schon auf so vielen Musikfreizeiten und Konzertreisen, aber noch nie begann eine Probe um 8!
Wir probten also von 8 bis 10. Um 10 begann die vorläufige Generalprobe, d.h. die Leute mussten alle kommen und sich dauernd verbeugen, wieder Gerede, verbeugen, die nächste Gruppe, Ansage, verbeugen… Ich wollte einfach nur noch eine Pause! Und so ging ich auf’s Klo. Auf dem Weg traf ich Elisabeth, die Serbin. Mit ihr und Maren machten wir also einen kleinen Spaziergang um unseren Kopf etwas zu durchlüften! Und unsere miese Stimmung, weil um halb 1 erst die eigentliche Generalprobe begann, etwas zu heben. Wir waren an einem wunderschönen Ort und sollten den ganzen Tag nur in der Halle sitzen und warten, dass sich irgendjemand verbeugt? Das Dumme war nämlich, dass wir am Anfang und am Ende spielen sollten. Leider vergaßen wir meinen Fotoapparat! – ja, Fe, es ist Deiner! Aber vielen, vielen Dank, für den tollen Tausch!
Von 12 bis halb 1 war also „lunsj“. Elisabeth und ich beeilten uns also mit dem Essen und zogen eine zweite Runde diesmal mit Kamera los.
Danach begann die Generalprobe. Das zog sich…. – hierbei hab ich auch gemerkt, dass ich einfach nicht so die Geduld wie die anderen habe! Vielleicht lag es aber auch an der schlechten Organisation oder daran, dass ich an diesem Ort noch nie war, so bald auch nicht wieder hinkommen sollte und so gerne was davon sehen wollte! Ich glaube um 4 waren wir dann endlich fertig und hatten Zeit bis halb 6, da sollte das Konzert beginnen. Also wieder warm anziehen und ins Dorf. Dort gingen wir dann in ein gemütliches Café. So was gibt’s hier in Sortland nicht!
Jetzt schnell in die schwarze Hose geschlüpft und auf die Bühne. Die Halle war schon gerammelt voll! Und dann begann endlich das Konzert, und wir mussten die zwei Stücke nur noch zwei mal spielen. Wir eröffneten es. Es gab viel. Eine Sängerin, die irgendwas Klassisches sang, ein Junge, der sang, Feuerspucker, orientalischen Bauchtanz, ein Männerquintett, zwei Komiker, eine Theatergruppe, die in Bauarbeiterklamotten verkleidet war und die nacheinander auf die Bühne kamen (mit den unterschiedlichsten Werkzeugen, mit denen sie anfingen rumzuklopfen, so lange und so laut, bis sie am Ende anfingen dazu zu singen (schreien) und wir letztendlich mit dem Orchester einsetzten.)…
Der Anlass für das Konzert war die Neueröffnung von dem „Lofast“. Das ist ein neuer Weg von den Vesteralen zu den Lofoten, nur durch Tunnel und Brücken. Man braucht keine Fähre mehr! Schon am Mittag gab es in Svolvaer deswegen großes Trara, Zeremonien, die Königin war da, Fernsehen …. Diesen Weg fuhren wir dann also auch nach Hause. Es war eine super Stimmung! Aber ich war danach total müde! Da wir also nicht mehr in Melbu vorbeifuhren, übernachtete Line bei mir. So redeten wir noch lange bis in die Nacht. Am Sonntagmorgen stand ich dann aber wieder früh auf, denn Maren wollte mich um halb 10 abholen.