"Das ist Walter!" III
Eine Reise in die bosnische Multikulti-Hauptstadt Sarajevo ist mehr als nur ein normaler Städtetrip. Blüte des osmanischen Reiches, Mord an Franz Ferdinand, grausamer Inbegriff des Jugoslawienkrieges - an kaum einem anderen Ort in Europa verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart so wie hier. Bericht über die Rückkehr in meine neue zweite Heimat, die sich so gar nicht mit anderen Städten vergleichen lässt.
Auf der gegenüberliegenden Flussseite, wo die Berghänge sanft zu steigen beginnen und die Gassen immer schmaler gen Himmel verlaufen, schmiegt sich oberhalb der rauschenden Miljacka die städtische Synagoge im Schatten knorriger Bäume ans grüne Ufer. Obgleich die jüdische Gemeinde stark durch die Kriege der Vergangenheit gezeichnet ist (nur noch rund 700 Juden leben in Sarajevo), definiert sich das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen durch eine lange und vor allem friedliche Tradition gegenseitigen Respekts; jüdische Institutionen bedürfen hier im Gegensatz zu ihren Pendants in Zagreb oder Belgrad keinem Sonderschutz. In einer der vielen Vitrinen des bosnischen Nationalmuseums ruht mit der 'Haggadah' eines der zugleich ältesten und doch besterhaltensten Manuskripte jüdischen Glaubens, welches Erzählungen über das Exil in Ägypten unter Moses sowie die zehn Gebote beinhaltet und dem somit für das religiöse Pessachfest eine besonders hohe Bedeutung zugeschrieben wird. Am Ende erzählt die Haggadah als stummer Zeuge sehr viel über das seit Jahrhunderten bestehende Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Religion und Ethnie auf engstem Raum: Nach der schicksalhaften Vertreibung der jüdischen Glaubensgemeinschaft aus Spanien, gelangte die heilige Schrift 1492 nach Sarajevo, Teile der Vertriebenen siedelten sich im Tale der Miljacka an und wurden im Laufe der Jahrhunderte zu einem festen Bestandteil der Stadt (so befindet sich nicht zufällig auch in den Bergen Sarajevos der zweitgrößte jüdische Friedhof Europas, nach Prag). Als die plündernden Horden der Nazis während des Zweiten Weltkrieges drohten, jegliche jüdischen Kulturgüter in Sarajevo untergehen zu lassen, war es eben ein Iman, der jene Kostbarkeit in seiner Moschee vor den zerstörerischen Aggressoren versteckte. Mit dieser Fülle an Geschichten im Kopf fällt es umso schwerer, die Auswüchse jenes religiösen Fanatismus zu verstehen, der sich während der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre über die Dächer und Kuppeln der Stadt wie eine alles zerfressende Krankheit legte.
Als sich Sarajevo zur Hölle verwandelte
Es war Ivo Andrić, berühmtester und heute noch höchst geachtester Autor Ex-Jugoslawiens, der über seine zwischenzeitliche Heimatstadt Sarajevo einst sagte, sie sei eine Stadt mit zwei verschiedenen Gesichtern; "eines ist dunkel und streng, das andere hell und anmutig." Denkt man beim Schlendern entlang der gefüllten Restaurants an den brutalen Alltag, als Schrecken und der scheinbar pausenlose Hagel an Granaten das Leben bestimmten, die wie ein tödlicher Schauer über der Stadt niedergingen, scheinen die Worte Andrićs zum Leben zu erwachen. Es geschah vor 27 Jahren, die Stadt erlebte gerade ihre ersten warmen Apriltage, als eines der traurigsten Kapitel im Bosnienkrieg seinen Lauf nahm. Während Europa den Fall der Berliner Mauer und das lang ersehnte Ende des Kalten Krieges feierte, verwandelte sich die belagerte bosnische Hauptstadt für 1425 Tage in die reinste Hölle aus verwaisten Straßen, die in zerschossenen Gebäuden sich verbergenden Scharfschützen und, am schlimmsten, in das ununterbrochene Dröhnen der alles vernichtenden Granaten, abgefeuert von Truppen der bosnischen Serben im Schutze der dichten Wälder auf den umliegenden Bergen. Sprachlos machen jene Vorstellungen, wie unter eigentlichem Schutz der UNO-Blauhelmsoldaten und, noch mehr den Atem raubend, unter den Augen der Weltöffentlichkeit durchschnittlich jeden Tag 329 auf ihrem Weg alles vernichtende Granaten über die Zivilisten herfielen, bis zum Ende der Kriegshandlungen mehr als elftausend Menschenleben vernichtend. Auch gehören diese Gedanken zu einem Besuch in Sarajevo, jenem Ort, wo vor nicht einmal dreißig Jahren tausenddreihundert unschuldige Kinderleben einer menschenverachtenden Ideologie zum Opfer fielen. Mit den sinnlosen Morden an unschuldigen Zivilisten und der blinden Wut, die sich vordergründig gegen das multikulturelle Erbe Sarajevos richtete, zeigte der Nationalismus auf dem Balkan sein abscheulichstes aller Gesichter.
Denken wir uns lieber zurück an den belebten Hauptplatz vor dem katholischen Gotteshaus, wo Straßenmusiker und Zeitungsverkäufer tagtäglich ihrer Berufung nachgehen, wo während der Sommermonate Kinder aufgeregt im Schatten der mächtigen Kathedrale auf und ab rennen und alte Geschichten bei einem Espresso wieder mit Leben eingehaucht werden. Biegt man an den Seitenschiffen der Kathedrale auf einer kleinen Nebenstraße nach rechts ab, führt der Weg dem aufgeregten Stimmengewirr folgend zum belebten Marktplatz. Fast wie ein Fremdkörper liegen die kleinen von allen erdenklichen Gemüse- und Obstköstlichkeiten bestückten Marktstände im dichten Häusermeer, nicht zu überhören wechseln gefüllte Körbe und zerknitterte Geldscheine die Besitzer, unter aufreibender Hingabe preisen Händler ihre Waren als die frischesten an. Beim Anblick jenes Marktes mit all seiner Lebendigkeit, die von ihm ausgeht, fällt es schwer sich vorzustellen, dass sich an der gleichen Stelle, lachende Verkäufer und Kunden unterhalten sich über alltägliches, vor 25 Jahren eines der schlimmsten Verbrechen in Sarajevo während des Bosnienkrieges abspielte. 68 Menschen zerfetzte eine aus den umliegenden Bergen abgefeuerte serbische Granate, an einem normalen Februartag richtete sie ein grausames Blutbad zwischen den Verkaufsständen an und ließ gleich dem tragischen Marktplatz ganze Lebensgeschichten zerbersten. An jene furchtbaren Tage menschlicher Abgründe erinnern heute noch die mit roter Farbe auf den Fußwegen markierten "Rosen" von Sarajevo, die US-amerikanische Journalistin Barbara Demick verfasste ihre grausamen Erlebnisse während der Belagerung im bewegenden Roman "Die Rosen von Sarajevo", auch zahlreiche andere Autoren wagten sich in ihren Büchern an eine detaillierte Aufarbeitung jener Tage des Schreckens. Vedran Smailović, jener furchtlose Cellist, dessen Klänge insgesamt 22 Tage zu Ehren der 22 durch ein Mörsereinschlag ausgelöschten Menschenleben durch die ausgebrannte Ruine der Vijećnica hallten, brannte sich nicht nur als groteskes Symbol für die Absurdität des Krieges in das kollektive Gedächtnis, sondern fand sich zugleich auch als berührender Protagonist mehrerer Filme und Bücher wieder. Doch gehen wir weiter entlang der von Zeit und Krieg bearbeiteten Häuserfassaden, Lebensfreude und Tragödie liegen in den Gassen von Sarajevo nah beieinander.
Wie oft war ich doch in Gedanken bereits der breiten Hauptstraße der Ferhadija gefolgt, als urbane Lebensader mit ihrer Vielzahl an ruhigen Cafés und westlich geprägten Modegeschäften sucht man vergeblich nach einer vergleichbaren Straße auf dem europäischen Kontinent. Wie eine Schlange windet sie sich durch die aufregende Innenstadt, vereint die ganze kulturelle Vielfalt der osmanischen sowie österreichisch-ungarischen Besatzungszeit, verbindet Moscheen, die katholische Kathedrale sowie die orthodoxe Kirche mit den Kupferwerkstätten der Baščaršia und hippen Kaffeehäusern. Wenn man so will, vereinigt jene Straße das europäische Abendland mit dem Orient, wo sonst treffen Okzident und Orient so deutlich aufeinander wie im Gewusel der Sarajevoer Ferhadija? Fast wirken die lebhaften Straßenzüge wie die einer ganz normalen Großstadt, einzig die von Einschusslöcher zersiebten Häuserwände lassen wie blinde Augen starrend nicht die Zeit der Belagerung vergessen. Trotz aller Ausgelassenheit mahnen sie genauso bedrückend wie die tausenden, an Berghänge geschmiegten marmorweißen Grabsteine, wozu der Mensch in Monaten des Kriegs fähig ist, wie unfassbar schnell sich das friedliche Zusammenleben zwischen den großen Religionen unter dem Mantel eines rasenden Völkerhasses in Tod, Zerstörung und Vertreibung wandeln kann.
"Lebensfreude und Tragödie liegen in den Gassen von Sarajevo nah beieinander"
Am anderen Ende der Stadt, bevor Sarajevo von den gewaltigen Gipfeln des Igman und Bjelašnica sowie von den Grenzen der serbischen Landeshälfte der Republika Srpska begrenzt wird, schlängelt sich der geschichtsträchtige Tunnel von Sarajevo unterirdisch auf 800 Metern durch das Erdreich und verdeutlicht heutzutage den Besuchern, wie stark das Leid und die Verzweiflung der eingeschlossenen Bewohner während der düsteren Kriegstage gewesen sein muss. Von 1992 bis 1996 waren jene düsteren, stickigen 800 Meter die einzige Verbindung von der beschossenen Haupstadt zur Außenwelt; wahrscheinlich gibt es nur wenige Punkte im heutigen Sarajevo neben dem Tunnel-Kriegsmuseum, um sich in die unaussprechliche Zeit zurückzuversetzen, in die Köpfe jener Generationen, als im Geheimen Medikamente, Lebensmittel, Verletzte, Geflüchtete unter Todesängsten die Seiten wechselten, als die rund 400.000 Einwohner fast vier Jahre weder auf Strom, dringend benötigte Heizungen während der bitterkalten Januarnächtem, geschweige denn auf ausreichende Lebensmittel zurückgreifen konnten, die dreieinhalbjährige Luftbrücke (und damit die zeitlich längste ihrer Art) unter Kommando der Vereinten Nationen versuchte, tausende Familien mit Konserven und Tabletten vor dem sicheren Tod zu bewahren; all jene Abgründe nur rund zwei Flugstunden von Deutschland entfernt, das zu jener Zeit voll und ganz im Wechselbad der Gefühle nach erlangter Wiedervereinigung schwamm. Doch möchte ich mich nicht allzu lang mit dem schweren Thema der Belagerung beschäftigen und erinnere mich lieber stärker an die wiedererwachte Lebendigkeit dieser Stadt zurück, räumlich zurück vom düsteren Tunnel hin zur quicklebendigen Ferhadija, wo sich Menschen wie in einem Ameisenbau pausenlos hin und her bewegen.
Dort, wo die Ferhadija mit ihren Klubs, Cafés und Straßenmusikern ein Ende findet, brennt die Vječna vatra als eine Begrenzung zum inneren Teil der Altstadt und ist neben der Baščaršia eines der bei Touristen beliebtesten Postkartenmotive für ein Erinnerungsfoto. Erwähnte ich bereits, dass jede noch so unscheinbare Straßenecke im Dickicht der Straßenzüge mit einer eigenen Geschichte behaftet ist? Nur ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der damit einhergehenden Befreiung Sarajevos von der deutschen Belagerung und den faschistisch-kroatischen Ustascha sollte die ewige Flamme mit ihrer ununterbrochenen Strahlkraft als Symbol sowohl jenen tausenden Ermordeten gedenken, die dem sinnlosen Gräueltaten der Nazi-Truppen zum Opfer fielen, als auch den jugoslawischen Partisanen, die unabhängig ihrer Herkunft über Jahre hinweg gegen die Aggressoren Widerstand leisteten. Als nach dem Tod des charismatischen Staatschefs Jugoslawiens, Josip Broz Tito, im Jahre 1980 zunehmend die schwelenden Konflikte um Nationalismus ihren Lauf nahmen und schließlich zu jenen grauenhaften Tagen sinnlosen Massenmordens führten, sahen viele Bewohner Sarajevos mit dem Erlöschen der ewigen Flamme aus Not an Heizöl das symbolische Ende eines friedlichen Zusammenlebens der Kulturen gekommen. Und tatsächlich, die Flamme erlosch unter der Inschrift bosnisch-herzegowinischer, kroatischer, serbischer und montenegrinischer Einheit und das Zusammenleben aller südslawischen Völker in einem gemeinsamen Staat fand mit Ausbruch des Jugoslawienkrieges ein jähes Ende. Doch das ist eine andere Geschichte, um deren Willen ich noch ganze Seiten füllen könnte.
Verlassen wir also lieber die ewige Flamme wieder und lassen uns von der Dynamik anderer Spaziergänger auf der breiten Maršala Tita vollends aus dem Altstadtkern treiben. Vielleicht überrascht beim ersten Besuch das nicht zu Unrecht mit fragenden Sorgenfalten wahrgenommene Knattern der alten, knallgelben Straßenbahn, welche sich auf abenteuerlicher Spur erst ihren Weg durch die schmalen Gassen der Altstadt sucht, um anschließend der kilometerlangen Allee "Zmaj od Bosne" (der Drachen von Bosnien) mit teils haarsträubendem Schaukeln zu folgen. Bis heute unvergessen sind die winterlichen Fahrten in der unbeheizten Tram, die aufbrausenden Gespräche mit den grimmig aussehenden Kontrolleuren, wenn man doch erneut ohne Fahrkarte erwischt wurde, das Gefühl, gleich der Fahrt in einer Achterbahngondel hin und her geschmissen zu werden bei gleichzeitig geöffneten Türen. Ich würde ergänzen, dass man zwar so viel bosnischen Kaffee trinken kann, wie die eigenen Nerven vertragen - aber dennoch nie wirklich die Mentalität und Seele dieser Stadt verstehen wird, ohne sich jemals auf eine Fahrt mit der Tram eingelassen zu haben. In welcher anderen Stadt sind öffentliche Verkehrsmittel und Mentalität der Einwohner so sagenhaft aufeinander zugeschnitten, wo sonst haben Straßenbahnen einen derartigen Kultstatus, dass ihnen selbst Lieder mit beißend ironischem Unterton zu Ehren geschrieben werden? Nur zu gern unterstreichen die Einwohner Sarajevos in einer ihrer vielen Stadtlegenden die Tatsache, dass man die erste Stadt des Balkans und Zentraleuropas war, durch die sich eine Straßenbahn gleich einer Schlange ihren Weg bahnte. Das sollte sich jeder ins Gedächtnis rufen, wenn das ratternde Geräusch einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Am Ende der eben erwähnten Maršala Tita gelangt man zur Skenderija, der altehrwürdigen Multifunktionshalle für Konzerte, Sportveranstaltungen und sonstigen Messen, unmittelbar am Ufer der Miljacka gelegen, mit welcher ich viele ausgelassene Abende und wilde Konzerte verbinde, deren Stimmung ich immer noch als unbeschreiblich empfinde und sonst an wahrscheinlich kaum einem anderen Ort mit einer solchen sprudelnden Euphorie wieder erleben durfte. Diesen Ort umgeben Erinnerungen an ausgelassene Abende, im Regen und bei Sonnenschein drei Tage zu den Akkorden jugoslawischer Musikidole hüpfend, aus tausenden Kehlen die Strophen mitsingend, so ganz als Beweis, wie Melodien auch nach Jahrzehnten unsterblich noch begeisterte Massen in Ekstase versetzen können. Hier durfte ich während umkämpfter Schlittschuhrennen die Rückkehr der Olympischen Winterspiele für jugendliche Nachwuchstalente im Februar 2019 miterleben, wie Sarajevo 35 Jahren nach den Winterspielen 1984 abermals die Ehre zuteil wurde, Austragungsort einer derartigen Veranstaltung von internationaler Bedeutung zu werden. Überhaupt die immer noch vorhandene Sehnsucht nach dem Winter 1984 umgibt nach wie vor eine unglaubliche Nostalgie, verbunden mit Erinnerungen an bessere Zeiten, noch bevor Jugoslawien zerbrach, bevor Sarajevo von Granaten zersiebt wurde, bevor sich das Nachkriegsbosnien in einem politischen Labyrinth verlaufen sollte. Doch betrachten wir lieber weiter die Vielfalt dieser Stadt, auf die Olympischen Spiele werde ich aufgrund ihrer immensen Bedeutung für die Menschen noch zu sprechen kommen.
"In welcher anderen Stadt sind öffentliche Verkehrsmittel und Mentalität der Einwohner so sagenhaft aufeinander zugeschnitten, wo sonst haben Straßenbahnen einen derartigen Kultstatus, dass ihnen selbst Lieder mit beißend ironischem Unterton zu Ehren geschrieben werden?"
Nicht nur Stadtdesignern mag der schleichende, architektonische Übergang von kleinen Schmiedewerkstätten der Baščaršia über die prachtvoll verzierten Fassaden als Erinnerung an die österreichisch-ungarische Herrschaftsblüte auf dem Balkan bis hin zu den zunehmend kommunistisch geprägten Wohnblöcken auffallen. Gleich einer Reise durch die Vergangenheit, verwandelt sich das städtische Gesicht in westlicher Richtung immer stärker zu dem einer typischen Ostblockstadt, graue Schornsteine ragen trostlos gegen das Himmelszelt, mehrstöckige Blocks verdichten sich immer stärker zu ghettoähnlichen Anlagen. An der bereits erwähnten "Zmaj od Bosne" schießen teils moderne Einkaufszentren mit ihren gläsernen Fassaden empor, überragen das hektische Chaos der mehrspurigen Straße, auf welcher die Bosnier ihr lebhaftes Verständnis für das Autofahren in gelegentlich teils haarsträubenden Überholmanövern zeigen; das ganze turbulente Schauspiel wird begleitet von lautem Hupen und wilden, mit Flüchen ausgeschmückten Drohgesten. Unwirklich dreht sich die Glasfassade des Avaz Twist Tower auf 172 Metern in die Höhe, eine schwindelerregende Fahrt mit dem gläsernen Aufzug wird mit unvergesslichen Blicken vom höchsten Gebäude des Balkans belohnt. Oberhalb dem städtischen Gewimmel schweift der Blick bei einem Espresso von der Altstadt über angrenzende Bürohochhäuser bis zu den kaum ersichtlichen Ausläufern der Stadt ganz im Westen, über der ganzen Kulisse thront der Hausberg Trebević als grüne Lunge. Wie ein Krokodil schlängeln sich Häuser, Parks, Kirchen und Moscheen in dem belebten Tal von Ost nach West, umgeben zu allen Seiten von gewaltigen Bergen. Ohne Frage hilft der Rundumblick über das turbulente Haupstadtleben zu verstehen, weshalb die Bewohner Sarajevos eine besondere, wenn nicht sogar einzigartige Beziehung zu ihren Bergen haben. Wie oft belehrte mich doch unsere Köchin auf meiner ehemaligen Arbeitsstelle, die Namen aller Gipfel in Reihenfolge auswendig zu lernen und wie oft fing ich mir einen tadelnden Blick ein, wenn ich doch wieder Trebević und Igman vertauschte.