Aufnahmeprüfung
Anstrengende und aufregende Tage verbrachte Hennchen in Oslo. Dort nahm sie an einer Aufnahmeprüfung für die Musikhochschule teil. Da war selbst Hennchen richtig nervös. Ob alles geklappt hat?
Ich kam also am Sonntag in Oslo an. Meine Freundin schaute mich ganz komisch an, weil ich mein Cello nicht dabei hatte. Ja. Ich fühlte mich auch wie eine andere Person. Das erste Mal mit Gitarre verreist und du wirst dauernd gefragt, ob du Gitarre spielst. Äh ja, ... Meine Freundin wusste gleich jemanden den sie anrief und fragte, ob ich mir von ihm sein Zweitcello ausleihen könnte. So konnte ich mich schon am Sonntagabend an das neue Cello gewöhnen. Hatte also nicht nur einen Tag.
Am Montag war ich zeitig in der Musikhochschule und spielte mich ein und übte etwas Cello. Am Mittag fuhr ich nach Grönland zu meinem Lieblingsladen, wo man sogar Radieschen, Bulgur, eingelegte Oliven, richtigen Schafskäse, Sesammus und anderen gute Sachen kaufen kann und kaufte eine Packung Doppelkekse. Um 19 Uhr bekam ich eine SMS, "Lykke til", von meiner Freundin aus Sortland und um 19.15 wurde ich dann reingebeten. Oje, ich bekam voll den Schock als ich in das Zimmer eintritt. Mindestens zehn ältere Herren saßen da und schauten auf mich. Ich war total aufgeregt und erkannte mich kaum wieder. Heni, du und aufgeregt? Das ist ja mal was ganz Neues!! Aber schließlich hab ich auch schon ein Jahr lang nicht mehr vorgespielt. Sie sagten, ich solle aus der Bachsuite das Preludium und die Allemande spielen, die ich beide nicht wirklich vorbereitet hatte. Ich holperte durch das Preludium und wurde immer und immer mehr aufgeregt. Danach wollten sie noch Haydn C-Dur Konzert hören, unterbrachen mich aber. Mit dem Gefühl, viel zu lange mich in dem Raum blamiert zu haben, stand ich wieder draußen auf dem Gang und packte mein Cello ein und machte mich auf den Nachhauseweg. Ich war mir 100 prozentig sicher, dass ich nicht weiter in die zweite Runde kommen würde. Unten am schwarzen Brett standen nur die Ergebnisse des Vormittags, und darunter stand auch ein Name von einer Freundin aus Esslingen, die auf meiner alten Schule ist und mit der ich zusammen in Orchestern gespielt habe. Mensch, die Welt ist so klein!!!
So nahm ich am Dienstag die Bahn und war fünf Minuten vor neun Uhr in der NMH (Norges Musikkhögskole), um die Freundin zu überraschen und ihr Glück für die zweite Runde zu wünschen. Aber als ich auf das Brett schaute, stand da auf einem Zettel auch mein Name. " Hei, 'tschuldigung", sprach ich den Nächstbesten an, "wenn mein Name hier steht, dann muss ich jetzt auch in den Saal zur Gehör und Satzlehr-Prüfung, oder?". "Ja", und damit sprang ich in den Saal. Gerade noch knapp. Teilweise war es echt einfach, teilweise echt schwer. Hm, ist das jetzt Dur oder moll oder vermindert? Was bedeutet ein großes S und ein kleines S? Supdominantparallele? Wie waren noch mal die Regeln, sind keine Terz oder Oktavparallelen erlaubt? Wo sind die Halbtonschritte bei den Kirchtonarten? Irgendwo ganz hinten im Kopf musste das doch stecken, aber um zwölf Uhr war’s dann fertig und abgegeben und wir setzten uns gemeinsam und aßen erst mal.
Das macht hungrig! Danach beschlossen wir in die Stadt zu gehen und bevor wir aus den Tür gingen schaute ich noch mal an die Tafel. Und da stand: 12.15, Gruppenpröve, und mein Name, - Scheiße, ich verabschiedete mich kurz und rannte durch das ganze Gebäude, um diesen Raum zu finden. Ganz hinten, im zweiten Haus, das ist echt nicht einfach zu finden! Als ich die Tür aufmachte schauten mich drei Juyleute an. Oje, und wo waren die anderen Jugendlichen? Auf jeden Fall hatte ich Glück, die Probe wurde verschoben und ich sollte um 14 Uhr 15 kommen. Da bekamen wir acht alle ein T-Shirt, auf jedem eine Zahl. Wir setzten uns in einen Halbkreis, vor jedem eine Trommel und dann sollten wir Rhythmen nachtrommeln und jeder kam der Reihe nach dran, um zu improvisieren. Auch mit Singen und Tanzen wurde unser Improvisationskönnen getestet. Dann mussten je zwei miteinander reden und zwar mit zwei Schlagwörtern, die wir bekommen hatten. Das war etwas schwer, weil wie gesagt, alles auf Norwegisch war und ich war mir nicht sicher, ob ich das eine Schlagwort richtig verstanden hatte, aber es ging... Das war der Dienstag.
Mittwoch war Pause, das heißt meine Freundin lud mich am Abend zu einer anderen Freundin ein und wir schauten gemeinsam einen Film, der in Nordnorwegen gefilmt wurde und aßen ein super gutes Gericht mit Süßkartoffeln - jaja, die kann man in Oslo kaufen! Donnerstag war ich um acht Uhr in der NMH, schon gut eingesungen, im Bad und auf dem Weg zur Bahn summte ich die ganze Zeit vor mich hin. Die Übungsräume waren dank der frühen Stunde noch alle frei. So, ok, mit was fängt man an, wenn man nur ein Stunde zum Aufwärmen hat und sich aber nicht nur einsingen muss, sondern auch auf dem Klavier, auf der Gitarre und dem Cello? Um zehn Minuten vor neun Uhr hatte ich mich gute aufgewärmt, aber leider nur fünf Minuten für mein Cello gehabt. Aber ich hatte Glück, die Prüfung begann um zehn Uhr und ich hatte noch eine Stunde Zeit um ein Stück auf dem Cello einzuüben, das sie mir gaben. Puh!
Ja und die Prüfung. Cello klappte gut, ich hatte einen superguten Pianisten, der mich begleitete und ich war nicht mehr so aufgeregt. Auch das Klavier und Gitarrespielen ging gut. Ich sang einfach ganz überzeugt meine „krakevise“. Meine norwegsiche Folksweise, "skenk en dram sann, ..." ( schenk eins drauf,...) brachte die Jury zum lächeln, nur mein vom Blatt-Spielen, das war echt miserabel! Dabei hab ich da selten Schwierigkeiten, aber es war einfach rhythmisch kompliziert und ich glaube, ich hab gut improvisiert :-)). Ja und dann begann das Warten, bis Dienstag, da sollte das Ergebnis im Netz erscheinen. Also warten und warten.