Wartezeit
Hennchen geht auf Entdeckungstour durch Olso! Dort hat sie bereits jetzt einen Lieblingsladen für tolles Obst gefunden. Und dann heißt es, mit einem Rucksack voller frischer Leckereien nach Hause laufen...
Um die Wartezeit gut zu füllen und mich von dem ewigen Nachdenken „Werd ich 's schaffen?“, „Ach, hätte ich das nur auch noch gesagt“ abzulenken, erkundete ich Oslo und Umgebung. Am Donnerstagnachmittag entschied ich mich, ins Munchmuseum zu gehen, weil es auch an dem Tag, wie auch die letzten Tage, nur regnete. Er hat tolle Bilder gemalt, in die man schnell eintaucht, wenn man in Norwegen solche Berge, Bäume und Nächte in Natura gesehen hat. Nur mit Farbe lässt er Bilder entstehen, durch die man nur durchs Anschauen in eine Traumwelt versinkt und an alte Erlebnisse erinnert wird. Und das nur durch Farbe!
Natürlich passiert das auch, wenn man ein Buch nochmals liest, da weiß man auch sofort wieder, wo und wann man das Buch gelesen hat und ebenso ist es mit der Musik. Deshalb ist das Musikstudium ja doch das richtige für mich. Ich habe die ganze Woche Tagebuch geführt und jeden Tag meine Meinung geändert. Das ist typisch für mich. Aber am Ende der Woche wurde ich mir immer sicherer, da hatte ich mich gut in der Hochschule eingewöhnt und wurde sogar richtig ehrgeizig, dass ich das unbedingt schaffen will. Dabei stößt man aber immer und immer wieder auf die Frage „Und wenn nicht? Was, wenn ich’s nicht schaffe?“
Um den Kopf zu durchlüften und auch die immer häufigeren Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolkendecke hindurchgezwengt hatten, zu genießen, ging ich in den Vigelandspark. Ich hatte das Gefühl, als stünde ich mitten auf der Königsstraße in Stuttgart . Es waren einfach so viele Deutsche.
Am Freitag war ich wieder bei meinem Lieblingsladen. Ich werde da wohl Stammkunde. Den ganzen Rucksack voll mit Obst machte ich mich auf den Weg zum Wasser. Erst einmal zum Stena-Line-Hafen. Dort fährt jeden Nachmittag eine große Fähre hinüber nach Dänemark. Mich ziehen solche Orte an, vermutlich, weil ich von so großen Maschinen, wie Schiffen oder auch Flugzeugen total begeistert bin (ich hatte auch früher schon mal die Idee Nautik zu studieren oder Pilot zu werden). Von dort aus ist es nicht mehr weit zum kleinen Hafen, an dem die kleinen Ausflugsschiffe zu den kleinen vorgelagerten Inseln fahren.
Da das Wetter mal wieder nicht allzu gut war, blieb ich die ganze Fahrt auf dem Boot und machte sozusagen nur eine kleine Sightseeingtour. Einen Guide hatte ich auch. Ich traf einen netten Niederländer, der gerade Besuch von seiner Nichte aus den USA hatte und der mit ihr dieselbe Tour machte und viel erzählte. Es war sehr nett und so bat er mir an noch mit ihnen mit der Bahn zum Frognerseteren zu fahren. Dort oben muss man nur ein kleines Stück laufen und dann kommt man in ein nettes, richtig typisch norwegisches Restaurant. Dort tranken wir einen Kakao und machten mit der tollen Aussicht im Hintergrund ein Foto fürs Familienalbum. Ich nahm die Bahn zurück zur NMH und traf dort meine Freundin, die mir ein warmes Päckchen in Alufolie in die Hände drückte und sich dann zum Einspielen zurückzog. Mensch, hierbei nochmals „tusen tusen takk!!“. Die Pizza, die sich darin versteckt hatte, war einsame Spitze! Genauso wie das Konzert. Es war Beethoven, unter anderem das Triokonzert, klasse Ding! Müde und glücklich gingen wir danach nach Hause und spielten noch so ein Wissensfragespiel. Ich hab zwar verloren (woher soll ich auch wissen, in welcher Kommune der höchste Berg Norwegens liegt), aber nur knapp!
Am Samstag brachte ich mein Gepäck in die NMH, weil ich zu einer andern Freundin umzog. Am Kai nahm ich ein Boot, das sich gerade zum Ablegen klar machte, um hinüber zur Museumsinsel zu fahren. Ich fuhr also kurz entschlossen mit. Auf der Museumsinsel wohnen sehr viele Reiche und ich lief etwas durch die Straßen, bis mein Schokoladenosterhase aufgegessen war und ich auf ein Schild mit „Badestrand 1,5km“ stieß. Das klang sehr verlockend, wenn auch noch nicht die Badesaison angefangen hat (es war die zweite Märzwoche: 7 Grad). Ich landete auf dem „HUK“, das ist wirklich so eine Art Strand oder Grünanlage. Es war wieder sehr viel los: Familien mit Einweggrill, Kajakfahrer, Leute mit Hund... aber das war mir egal. Die Aussicht war klasse, es war nicht zu kalt auf den Steinen zu sitzen und die Sonne zu genießen und ich war glücklich. Vielleicht lag das auch daran, dass ich mich wie am Bodensee oder an der Nordsee fühlte. Die Möwen schrieen, Strandläufer pfiffen (das ist eine Art Vogel) und das Meer und ab und zu noch ein paar Boote, die vorbeituckerten. Zurück nahm ich den Bus, weil mein Schuh drückte und ich keine Lust hatte noch lange zu gehen (ab und zu hab ich meine Sieben-Meilen-Stiefel nicht an).
Der Sonntag war der letzte Tag mit meiner Wochen-Bahnkarte und so nahm ich wieder das Boot und fuhr auf die Hovedöya. Dort liegt eine alte Klosterruine und es gibt auch schöne Stellen zum Hinsetzten und Träumen.
Am Abend schaute ich mir noch so ein Holywoodschnulze an. Ist aber für den kalten Norden genau das richtige, so kann man wenigstens mal im Film etwas Floridafeeling genießen. Am Montag lief ich durch die ganze Stadt zum Hauptbahnhof. Ich kam an den Gräbern von Munch und Ibsen vorbei und lief durch eine total süße Straße mit Holzhäusern, und das mitten in Oslo! Ich ging noch ins Film- und Architekturmuseum und schaute mir die Akershusfestung an und abends schaute ich mir die Reise der Pinguine im Fernsehen an. Toller Film und die Landschaft und Dunkelheit kam mir etwas vertraut vor. Hier überm Polarzirkel sind das Klima und die Landschaft der Antarktis etwas ähnlich (das sollte jetzt kein Norweger von hier lesen, der stimmt mir da bestimmt nicht zu, aber das ist meine Meinung).