Wenn zwischen uns plötzlich wieder Grenzen liegen
Ich laufe, höre auf mein gleichmäßiges Atmen. Ich versuche nicht langsamer zu werden. Doch heute ist es ungewöhnlich heiß. Mancher würde wohl sagen, es sei warm, aber nach einem halben Jahr Winter und gefühlt endlos viel Schnee, treibt mich die neue Sonnenwärme in den Schatten. Ich laufe, weil das Laufen mich manchmal gedankenfrei macht. Ich laufe, um nicht an dich zu denken.
Ich laufe, höre auf mein gleichmäßiges Atmen. Ich versuche nicht langsamer zu werden. Doch heute ist es ungewöhnlich heiß. Mancher würde wohl sagen, es sei warm, aber nach einem halben Jahr Winter und gefühlt endlos viel Schnee, treibt mich die neue Sonnenwärme in den Schatten. Ich laufe, weil das Laufen mich manchmal gedankenfrei macht. Ich laufe, um nicht an dich zu denken.
Ich liege im Bett und kann nicht schlafen. In wenigen Stunden werdet ihr leicht an meine Tür klopfen, mich dadurch aus meinem leichten Schlaf befreien, um mich noch ein letztes Mal in den Arm zu nehmen, bevor ihr zum Flughafen fahrt. So haben wir das ausgemacht. Ich wollte es so.
Ich stehe unter der heißen Dusche. Geschwitzt habe ich an der feuchtwarmen Luft, als ich dir deinen Handkoffer durch die Unterführungen schob, ihn in den Bus hob und du schwer atmend meine Hand auf dem Weg zum Flughafen hieltest. Jetzt suche ich Geborgenheit in der Wärme des Wasserstrahles. Ich habe das Gefühl, dass das kein gutes Zeichen ist. Ich beobachte meine Hand, wie sie an den weißen Badfließen entlang wandert, nur um zu spüren, dass meine gewohnte Umgebung wirklich noch da ist.
Manchmal kommt es mir vor, als würde ich auf einem Seil laufen und wenn ein Mensch aus meinem Leben verschwindet, kämpfe ich um meine Balance, muss aufpassen, nicht zu fallen. Das Seil hat seinen Anfang in Deutschland, dem Land, zu dem es mich immer wieder zurückziehen wird. Und das Ende, das halte ich irgendwie selbst in der Hand. Manchmal habe ich Angst, dass mich das Abschiednehmen selbstsüchtig macht, denn am Ende scheine immer nur ich selbst übrig zu bleiben, das Seil haltend, das mein Leben in irgendeine Richtung führen soll. Dabei fühlt es sich an, als würde sich meine Leben hier langsam auflösen mit den Menschen, die sich wieder auf die restliche Welt verteilen. Wenn vor mir auf dem Gehsteig plötzlich ein Loch aufreißt, das so tief ist, dass ich mir für einen kurzen Moment aufrichtig wünsche, dich nie kennengelernt zu haben, dann weiß ich im Moment danach, dass mir die gelebten Momente keiner mehr nehmen kann und ich tröste mich mit dem Wissen, dass für reisende Menschen die Welt gerade klein genug ist, um sich nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.