Fremd Einleben
Mit Augen zu,
getragen von (Traum-)Vorstellungen,
angefeuert von einer Prise Naivität,
bin ich gegen unsichtbare Schranken gerannt.
Habe blaue Flecken in mir davon getragen.
Musste einsehen, dass Grenzen,
auch wenn sie unsichtbar
nur fühlbar, spürbar sind,
sich nicht durchrennen lassen.
Doch habe herausgefunden,
dass ich mich entlang unsichtbarer Schranken
unendlich annähern kann.
Fremd Einleben
I Beobachterin
Ich werde aufgenommen
herzlich
doch schaffe es nicht einzutauchen,
kann erahnen – nicht mitfühlen.
Ich stehe außen,
schaue zu – bleibe Beobachter.
Und so sehr ich versuche einzutauchen,
tiefer zu sehen,
tiefer zu fühlen,
schwimme ich höchstens an der Oberfläche.
Ich will tiefer tauchen
und schrecke vor dem kalten Wasser zurück.
Ich spüre wie viel dazwischen liegt.
Merke, dass allein meine Arbeit mich distanziert.
Ich will eintauchen
und habe Angst vor dem kalten Wasser.
Ich will eintauchen
und traue mich nicht zu springen.
Ich bleibe an Land.
Stolpere über meine Erwartungen
und laufe gegen meine Pläne.
Ich bleibe an Land.
Sehe die Weite
und spüre die unsichtbaren Schranken.
Ich bleibe stehen.
Drehe mich um – betrachte das Zurückgelegte.
Sehe die Steine, die ich überwunden habe.
Sehe die blauen Flecken an meinen Beinen.
Mache mir Mut für alles, was nach der Wegbiegung kommt.
Versuche zu akzeptieren, dass es mehr braucht,
dass ich Geduld brauche,
dass ich Zeit brauche,
wissend, dass Zeit kein Messwert ist,
wissend, dass mich Zeit keinen Schritt weitertragen wird.
II Irgendwie
Es geht immer.
Aber immer nur irgendwie.
Gut ja, aber immer nur irgendwie gut.
Ich bin irgendwie hier in einem Irgendwo,
das irgendwie mein zu Hause ist
oder es bereits hätte werden sollen.
Irgendwie.
Und Irgendwie gibt mir keine Ruhe.
Gibt mir nicht das Gefühl voll hier zu sein,
denn bei Irgendwie fehlt immer Irgendetwas.
Wenn ich wüsste was.
Und wie ich - irgendwie – an dieses Etwas gelange,
dass mich hier sein lässt.
III Nebenstraßen
Ein Schritt zu weit,
entfernt,
nah dran,
doch es kann nicht diese Straße sein.
Ich bewege mich auf Nebenstraßen
vielleicht sind es Abwege
vielleicht bin ich nicht
für die Hauptstraße gemacht.
IV Fremd vertraut
Fremd sein, kennen gelernt.
Fremd vertraut.
Vielleicht ist das auch ankommen.
Nur ein anderes.
Kein ankommen im Hier.
Aber Vertrautheit mit dem Jetzt.
Vielleicht können wir nicht mehr,
nicht näher,
weil es unendliches Annähern ist,
limes gegen Null,
ich kann den Nullpunkt nicht erreichen,
und will das auch nicht,
denn ich bin anders,
wir sind anders,
und ich werde auch zwischen Dir und Ihr,
nie von Hier sein.
V Anders
Beobachtend
als Beobachterin,
lief ich irgendwie
taumelnd durch ein Irgendwo,
fand meinen Weg auf Nebenstraßen,
fand meinen Platz
zwischen Dir und Ihr,
in fremder Vertrautheit.
Fand mich
umarmt von meinem Jetzt,
in meinem Anderssein.
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