Vertauscht, Verletzt, Verlust, Verbrechen
Zwei Freunde nehmen den weiten Weg von Deutschland nach Belgien auf sich um ihre dort lebende und als europäische Freiwillige agierende Freundin dort zu besuchen. Es sind nun allerdings drei Freunde, die innerhalb der ersten drei Tage ihres Aufenthaltes nur vom Pech verfolgt sind. Ich bin eine der drei Freunde und beschloss nun einen kleinen Ratgeber zu schreiben, falls es jemanden auch mal so schlimm erwischen sollte wie uns.
Vertauscht
Um günstig mit dem Zug von Deutschland nach Belgien zu kommen, nutzt man am besten das Angebot „Europa-Spezial“. Dort kann man (ohne Vergünstigung durch eine Bahncard25) schon ab 39€ pro Strecke von Deutschland nach Belgien oder umgekehrt fahren, mit Vergünstigung für 29,95€.
Bei kürzeren Strecken (bis 250 km) gibt es dieses Angebot auch für 19€ beziehungsweise mit dem Rabatt der Bahncard für 14,25€.
Der Normalpreis für die BahnCard ist 62€ pro Jahr, für Studenten und eben auch Freiwillige allerdings nur 42€.
Wenn man während seines Freiwilligendienstes eine BahnCard ausstellen oder verlängern möchte, sollte man unbedingt seinen U26-Freiwilligenausweis bereithalten.
Leider gibt es an manchen Tagen aber einfach keine Angebote für 39€. Auch nicht für 49€. Sondern ab 79€ aufwärts.
Alternativ kann man mit dem „Deutschland-Spezial“-Ticket für 29€ bis nach Aachen fahren und dann mit dem Go-Pass 1 Aachen (nur für unter 26-jährige) für 7,80€ die Grenze überqueren.
Letzteres Ticket kann man nur über das Internet bei der Homepage der belgischen Bahn, der SNCB/NMBS, mit einer Kreditkarte oder einer belgischen Bankkarte bezahlen.
So gab ich einem belgischen Freund das nötige Geld und schrieb ihm haargenau auf, wie er denn die Tickets zu buchen hätte.
Leider vertauschte er einmal den Tag und dann noch auf beiden Tickets die Richtung.
Der Go-Pass 1 Aachen ist nicht umtauschbar. Deswegen mein Tipp: Passt genauestens auf, wenn ihr da kein Geld verlieren wollt.
Ansonsten ist die Fahrt über Aachen eine kostengünstige, aber zeitintensive Alternative zum „Europa-Spezial“.
Wen es nicht stört, statt fünf etwa achteinhalb Stunden von Stuttgart nach Brüssel unterwegs zu sein und dabei drei bis fünfmal (je nach Verbindung) umzusteigen, dem kann ich diesen alternativen Weg wirklich ans Herz legen.
Verletzt
Am zweiten Abend des Besuchs meiner Freunde, zog sich meine Freundin bei einem Versuch, Limbo unter einer Absperrung zu tanzen, einen Bänderriss zu.
Wir wurden am gleichen Abend noch ins Krankenhaus gefahren. Ich empfehle, bei Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten immer eine französisch sprechende Person mitzunehmen, um Missverständnissen vorzubeugen.
Die Ärzte waren sehr freundlich, allerdings legten sie meiner Freundin nur einen Notverband an und verschrieben ihr ein Schmerzmittel. Noch dazu wurden keine heilungsfördernden Maßnahmen angeordnet.
Wenn dies so ist, empfiehlt es sich natürlich, mit einem Konditionstrainer für Leistungssportler zusammenzuwohnen, der Massagen und Eiskuren verschreibt.
Bei Behandlungen im Krankenhaus wird die Rechnung für die entstandenen Kosten an die Versicherung geschickt, im Gegensatz zu Arztbesuchen, für die man als Besitzer einer ausländischen Krankenkassenkarte pro Besuch eine Gebühr von 40€ bezahlen muss. Diese wird nach Vorlage der Rechnung und dem Ausfüllen und Versenden eines Kostenrückerstattungsformulars von der Krankenkasse zurückerstattet.
Um nach Hause zu kommen, erwischten wir noch den letzten Bus, allerdings durch viel Hetzen, was für eine Person auf Krücken natürlich sehr belastend ist.
Ich empfehle eher, doch Geld in eine Taxifahrt zu investieren.
Vergessen
Bei ebendieser stressigen Heimfahrt vergaß ich meinen Geldbeutel auf einem Bussitz.
Hier nun meine Tipps, was in einem solchen Falle zu tun ist:
Bevor man seinen Geldbeutel verliert, sollte man eine Kopie von allen wichtigen Dokumenten machen.
Außerdem empfehle ich, generell nur das mitzunehmen, was man unbedingt braucht. Es besteht im Gegensatz zu dem allgemeinen Glauben keine Pflicht, seinen Personalausweis immer überall mitzuführen.
Falls man ihn nicht zwingend für eine bestimmte Gelegenheit braucht, empfehle ich das Mitführen einer Ausweiskopie.
Des Weiteren sollte man sofort alle Bankkarten über den Sperrnotruf 00 49116 116 sperren und neue beantragen. Dabei sollte man schon möglichst viele Informationen per E-Mail anfragen oder auf der Homepage nachlesen um Kosten für Beratungsgespräche per Telefon zu sparen.
Man ist dazu verpflichtet, seinen Personalausweis bei seiner Gemeinde als verloren zu melden. Findet man ihn wieder, muss man dies ebenfalls melden. Man muss seinen Personalausweis dann nicht noch einmal nachmachen lassen.
Sollte man einen gültigen Reisepass besitzen oder seinen Personalausweis nicht sofort brauchen, empfehle ich es, mit der Neuausstellung eines Personalausweises noch zu warten, sofern noch die Möglichkeit besteht, dass das verlorene Portemonnaie wieder auftaucht.
Wenn der Personalausweis bald abgelaufen wäre und die Person einen noch gültigen Reisepass besitzt, empfehle ich, seinen Personalausweis erst bei Ablaufdatum oder gar bei Ablaufdatum des Reisepasses nachzumachen, da man als Deutscher nur im Besitz eines Personalausweises oder Reisepasses sein muss.
Weitere Karten wie eine Bahncard oder eine Versicherungskarte würde ich erst einmal nicht sperren, da es sehr unwahrscheinlich ist, das ein potentieller Dieb diese missbrauchen würde.
Wenn man nun in Brüssel in einem der öffentlichen Verkehrsmittel des Verkehrsverbundes stib/mivb einen Wertgegenstand verloren hat, sollte man zeitnah ein Verlustformular online ausfüllen.
Dieses findet man unter: https://www.stib-mivb.be/forms.html?l=fr
Wird der Gegenstand dann gefunden, wird man telefonisch oder per Post kontaktiert.
Auf der Homepage der stib/mivb steht, dass man, sollte ein Objekt innerhalb zwei Wochen nicht gefunden worden sein, davon auszugehen ist, dass der Gegenstand wirklich nicht wiederauffindbar ist.
Ich bekam etwa zweieinhalb Wochen nach meinem Verlust einen Brief, das mein Geldbeutel wiedergefunden wurde und ich ihn gegen eine Gebühr von 3 € am Fundbüro an der Metrohaltestelle „Porte de Namur/Naamseport“ abholen könne.
Dieses Fundbüro ist nur montags und mittwochs von 12-18 Uhr geöffnet.
Ich erhielt meinen Geldbeutel ohne Wertsachen wie Geld und Tickets, dafür aber mit allen für mich relevanten Karten wie beispielsweise meinem Personalausweis oder meiner Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel Brüssels.
Ich empfehle im Fall eines solchen Verlustes nur etwas Geduld und eben das Ausfüllen des Verlustformulars.
Verbrechen
Am nächsten Tag wurde das Portemonnaie meines anderen Freunds, der bisher noch von allem Pech verschont geblieben war, in der Tram entwendet.
Es steckte in einer mit einem Reißverschluss verschlossenen Tasche. Dieser war nach dem Diebstahl zur Hälfte geöffnet.
Wir erstatteten bei der Polizei des Gare du Midis/ der Zuidstation (Südstation), beziehungsweise auf französisch „la police du chemin de fer“ Anzeige gegen den potentiellen Täter.
Ich empfehle in Brüssel, vor allem in der Tram möglichst wenig Wertsachen zu transportieren und wenn diese vor möglichen Dieben unzugänglich aufzubewahren.
Trotz dieser Pechsträhne verbrachten wir eine schöne Zeit in Belgien.
Noch ein letzter Tipp: Lasst euch von solchen V-Ereignissen bitte niemals ermutigen. Auch wenn es meistens viel Geld, Zeit und Arbeit kostet, die Welt geht davon nicht unter und man findet doch häufig hilfsbereite Personen und langfristig eine Lösung!
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