Der Völkermord an den Armeniern
Die Ermordung Hunderttausender Armenier im Zuge des Ersten Weltkrieges gilt nicht nur als schrecklichster Genozid der westlichen Welt, sondern wird noch immer nicht von allen Staaten anerkannt. Bis heute kämpft das armenische Volk um Ausgleich und Gerechtigkeit.
In der Nähe des Karen-Demirchyan-Komplex, einer Sport- und Konzerthalle, befindet sich auf einem Hügel in Jerewan das Genozid-Denkmal. Es erinnert an den Völkermord an der Armenien in den Jahren 1915/16 im Zuge des Ersten Weltkrieges. Die jungtürkische Regierung des osmanischen Reiches hatte die Deportation der christlichen und „mit dem Fein verbündeten“ Armenier unter Billigung der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn mit dem Ziel, so viele Ausgesiedelte wie möglich dabei sterben zu lassen, von langer Hand geplant. Schon in den Jahren vor der Jahrhundertwende kam es zu zahlreichen Pogromen in Form von Enteignung, Verhaftung und Ermordung. Wehrhafte Dörfer und aufsässige Widerstände wurden blutig niedergemetzelt und ganze Landstriche zerstört und ausgerottet. In den Jahren vor Ausbruch des Krieges verlor das osmanische Reich weitere Gebiete an Russland, welches in den Kämpfen von armenischer Seite unterstützt worden war, was das Feindbild vom „sabotierenden Armenier“ in den Augen der Türken noch verstärkte. Den Aufstand von Van, bei welchem sich die armenische Bevölkerung erfolgreich über ihre Unterdrücker erhob, nahm die türkische Regierung schließlich als Anlass und Rechtfertigung, um am 24.04.1915 mit der großangelegten Verhaftungsaktion armenischer Intellektueller in Konstantinopel zu beginnen, der im Mai die Verabschiedung der Deportationsgesetze und die massenhafte Aussiedelung von Armeniern folgte. Auf den Todesmärschen fanden etwa 1,5 Mio. Menschen den Tod, oft von Hunger und Erschöpfung ausgezehrt, manchmal von die Trosse überfallenden Kurden ermordet. Nur selten half die Zivilbevölkerung auf dem Weg den Flüchtenden und versteckte sie. Auch nach Ende des Krieges starben viele an den Folgen der Deportation, die ehemaligen westlichen Schutzmächte und die USA standen der katastrophalen Situation der Armenier hingegen gleichgültig gegenüber und unternahmen kaum Schritte, um ihnen zu helfen.
Der Völkermord kostete nicht nur Hunderttausenden das Leben, sondern führte auch zu einem großen kulturellen und territorialen Verlust Armeniens. So wurden zahlreiche Gebäude und Kulturschätze zerstört und 12 Gebiete in das osmanische Reich integriert, in denen u.a. das Nationalsymbol der Armenier, das Ararat-Gebirge, liegt. Der 24.04 ist wegen des Beginns der Verhaftungen in Konstantinopel der offizielle Genozid-Gedenktag, an dem jedes Jahr zahlreiche Armenier zum Genozid-Denkmal Jerern pilgern, um Blumen abzulegen und dem Massaker zu Gedenken, das bis heute keineswegs von allen Nationen als Völkermord anerkannt wird. Besonders in der Geschichtsschreibung und offiziellen Politik des Türkei wird konsequent vom „Behaupteten Völkermord an den Armeniern“ oder vom „Armenischen Massaker“ gesprochen und der Tod tausender Armenier mit „kriegsbedingten Sicherheitsmaßnahmen“ gerechtfertigt. Die deutsche Regierung forderte die Türkei 2005 zwar auf, Verantwortung für die an den armenischen Christen verübten Gräueltaten im Osmanischen Reich zu übernehmen, vermied aber absichtlich die Verwendung des Begriffes Völkermord und vermied es zwei Mal auf eine kleine Anfrage der Partei Die Linke eine klare Stellung zu beziehen.