Cobh – ein kleiner Einblick
Eine „kleine“ Stadt, die anscheinend nicht sehr viel zu bieten hat. Komischerweise denken so die meisten, die ich bisher getroffen habe. Doch meiner Meinung nach ist Cobh eine schöne, interessante und beeindruckende Stadt, die ihre ganz individuelle Geschichte und Vergangenheit besitzt. Cobh ist eine Hafenstadt, die nicht nur durch die riesige Kathedrale auf jeden Fall sehenswert ist, sondern mehr zu bieten hat. Die Kathedrale wird „St. Colman Kathedrale“ genannt und wurde im gotischen Stil errichtet, wobei der Turm erst 1915 fertig gestellt wurde. Ziemlich beeindruckend ist das Glockenspiel, das ursprünglich aus 42 Glocken bestand. Ja, es waren wirklich so viele. Ich kann es mir auch nicht wirklich vorstellen. 1958 wurde es um fünf Glocken erweitert, so dass es nun 47 Glocken sind. Die Größte befindet sich 200 Fuß über dem Boden, wiegt etwa 3,44 Tonnen und wird St. Colman genannt.
Es ist unbeschreiblich wie das Innenleben der Kirche aussieht. Die Wände, alles bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Es gibt viele Marmorsäulen, bunte Glasfenster (diese schildern Gleichnisse und Wunder von Christus, sowie 46 Fenster, die jeweils einen Schutzpatron zeigen), Tafeln, in die die Geschichte der Kirche eingemeisselt wurde (von der Zeit St. Patricks bis zur Vollendung des Baus).
Obwohl ich bereits viele große Kathedralen gesehen habe, war es für mich ein total neues Erlebnis. Egal welche Worte ich wählen würde, ich könnte es niemals so beschreiben, wie es auf mich gewirkt hat. Ich fühlte mich in der Mitte der Kirche richtig winzig, als ein kleines, unbedeutendes Wesen. Daher bevorzuge ich immer noch die „kleinen“ Kirchen, in denen man sich ein Stück weit zu Hause fühlen kann.
Noch eine kurze Bemerkung zur Kathedrale, die ich ebenfalls nachgelesen habe und interessant finde. Die Orgel besitzt insgesamt 2.468 Pfeifen. Anhand der unterschiedlichen Zahlen könnt Ihr Euch vielleicht ein kleines Bild von der Größe machen.
Doch nicht nur die Kathedrale ist in Cobh von Bedeutung. Eine weitere „Touristenattraktion“ ist die „Queenstown Story“. Queenstown war der ursprüngliche Name von Cobh und die letzte Anlaufstelle für viele Transatlantik-Schiffe, wovon die Titanic meiner Meinung nach das bekannteste ist. An diesem Ort war sie zum letzten Mal bevor sie unterging.
Wir besuchten eines der Museen, das einiges über die Geschichte („Femine & Emigration from 1848-1950“) Irlands bezüglich Cobh, die Titanic und über ein weiteres gesunkenes Schiff (1915) genannt „Lusitania“ zu bieten hat. Ich hatte mir mehr zum Thema Titanic erhofft, wahrscheinlich weil es das einzige war, von dem ich Hintergrundwissen hatte. Daher war ich etwas enttäuscht. Doch trotz allem hat es sich gelohnt, da ich dadurch einen grösseren Einblick über frühere Geschehnisse bekam.
Ein Zitat (dessen Autor leider unbekannt), welches mir zur Titanic oft einfällt und das ich an Euch weitergeben möchte, ist: „Die Arche wurde von Laien gebaut; die Titanic von Experten.“ (Folglich: Nicht alles, von dem man annimmt, dass es sicher ist, ist sicher. Und nicht alles, was unsicher ist, ist unsicher!)
Dies wurde mir vor allem wieder bewusst, als ich folgende Worte gelesen hatte, die auf einer riesigen Wand geschrieben standen: „practically unsinkable and absolutely fireproof“ (= praktisch unsinkbar und feuergeprüft). Wie es ausgegangen ist, weiss man ja!
Die geschilderten Dinge erlebten wir an unserem zweiten Tag, an dem wir extra genügend Zeit zur freien Verfügung bekamen, um uns die Stadt anzuschauen. Stephanie, eine Mitarbeiterin des YMCA, führte uns herum und zeigte uns einige Plätze. Wir besuchten noch den „Bible Garden“, gingen am Wasser entlang spazieren und schauten uns die Häuser und die Gegend an, da wir unseren Zug verpasst hatten. Manchmal hat dies also auch positive Auswirkungen, die man vielleicht nicht immer gleich sehen mag.
Übrigens, an diesem Tag erlebten wir unsere ersten „Regentropfen“, was eigentlich ja normal ist, aber lange (fast zwei Wochen) nicht mehr vorkam. Aber ich habe ja noch genügend Zeit, um das typisch irische Wetter zu erleben.
Unseren ersten Tag verbrachten wir in einem Convent, in dem sich Büros und Räume des YMCA befinden. Wir lernten die dortige STEP-Gruppe von zehn Personen kennen und schauten bei einem HEALTH-Vortrag zu, um einen weiteren Einblick in die Arbeit zu bekommen. Es war sehr interessant. Vor allem, weil es um gesunde Ernährung ging und ich darüber ja mehr als genug im Kopf habe. Wobei der Vortrag und Ablauf längst nicht in einer geringsten Weite das Niveau von Ernährungslehre hatte :-).