Aleksandar Protic: "Ich glaube, dass Mode etwas Universelles ist"
Die Lissabonner Fashionweek ist ein Meltingpot: dank ihrer Partnerschaft mit den polnischen Modewochen in Łódź knüpft sie Verbindungen über den ganzen Kontinent. Und formt zugleich Menschen mit universaler Prägung heraus. So auch den gebürtigen Serben Aleksandar Protic, der inzwischen zum Stammpersonal der Moda Lisboa gehört.
Wir haben mit dem jungen Designer über seine Arbeit gesprochen und gefragt, ob „Europa“ in der Modewelt überhaupt relevant ist.
Im März präsentierten 19 Designer ihre Herbst- und Winter-Kollektionen für die Saison 2013/2014 auf der portugiesischen Fashionweek Moda Lisboa, die 1996 ins Leben gerufen wurde. Knapp ein Viertel davon arbeitet für junge Modehäuser, die noch wenig Erfahrung mit derartigen Großveranstaltungen haben. Etwa 40.000 Personen waren zur Moda Lisboa angereist, die nicht zuletzt dank ihrer Kooperation mit der Fashionweek im polnischen Łódź Verbindungen über den ganzen Kontinent knüpft. Diese Partnerschaft ermöglicht es jeweils einem auserkorenen Designer des jeweils anderen Landes, seine Kollektionen zu präsentieren. In diesem Jahr wurden so in Lissabon die etwas verstörend martialischen Entwürfe der polnischen Designerin Monika Ptaszek gezeigt, die Streetwear mit U-Bootkrieg und Paradeuniform verbindet.
Einer der alten Hasen der Moda Lisboa ist der Designer Aleksandar Protic, der nach der Show auf der Interviewcouch wesentlich gelöster wirkt als kurz vor seiner Modenschau. Seine 39 Jahre sieht man dem Serben nicht an: jetzt dominiert nicht mehr seine gerunzelte Stirn, vielmehr sieht man ein entspanntes Lächeln - auch sein Undercut und die vornehmlich in schwarz gehaltene Kleidung können dieses Strahlen nicht unterdrücken.
cafebabel.com (Franziska Gromann): Sie sind in Belgrad geboren, leben und arbeiten aber hauptsächlich in Portugal. Wie kam es zu diesem Schritt?
Aleksandar Protic: Das ist recht kurios… es stimmt, ich bin in Belgrad geboren und aufgewachsen und habe 1998 dort auch meinen Abschluss an der Hochschule für Angewandte Künste gemacht. Danach bin ich nach Antwerpen an die Königliche Akademie für Angewandte Künste gegangen und habe dort ebenfalls studiert. Meine ersten Schauen hatte ich in Serbien und wurde dort auch mit einigen Preisen ausgezeichnet, beispielsweise als bester Nachwuchsdesigner 1998. Ein Jahr später war ich das erste Mal in Portugal. Eigentlich wollte ich hier nur um meinen Urlaub verbringen, ohne jegliche Hintergedanken an Arbeit oder dergleichen – aber irgendwie haben mich die Stadt Lissabon und die Leute hier dann so in ihren Bann gezogen, dass ich mich entschlossen habe, zu bleiben. Im selben Jahr habe ich meinen ersten Store in Lissabon aufgemacht und fühle mich sehr wohl.
cafebabel.com: Inwiefern haben diese verschiedenen Länder Ihren Stil beeinflusst?
Aleksandar Protic: Mich beeinflusst so etwas wie eine ‚Nationalität‘ oder ‚Nation‘ gar nicht. Meiner Ansicht nach ist es belanglos zu sagen ‚ich komme aus diesem oder jedem Land‘. Ich bin Kosmopolit und für mich ist Mode immer etwas Internationales. Kreativität hat ja auch nichts mit Staatsangehörigkeit oder einer bestimmten nationalen Kultur zu tun.
cafebabel.com: Gibt es Ihrer Meinung nach trotzdem so etwas wie eine ‚europäische‘ Mode?
Aleksandar Protic: Wie bereits gesagt, Mode ist etwas Internationales. Dass sie sich dann vielleicht doch in ‚europäisch‘ und ‚amerikanisch‘ aufteilt, hat eher mit dem Lebensstil zu tun. Ich korrigiere mich: natürlich haben mich meine Wurzeln und Ursprünge in Serbien und die Zeit in Antwerpen beeinflusst! Ich habe damals nicht das Gleiche entworfen, wie ich es jetzt tue. Aber ich denke, dass dies weniger mit ‚Staaten‘ zu tun hat, als mit wirklich lokalen Einflüssen, wie es beispielsweise Städte oder Universitäten sind. Aber schlussendlich versucht man als Designer immer, etwas für die ganze Welt zu entwerfen.
cafebabel.com: Haben Sie so etwas wie das Idealbild einer Frau, für die Sie Ihre Entwürfe machen?
Aleksandar Protic: Nein. Ich habe auf keinen Fall eine konkrete Person im Sinn, wenn ich mich ans Entwerfen mache. Vielleicht einen abstrakten Umriss oder eine Silhouette. Ich würde es eher so beschreiben, dass ich für alle Mode mache, denen meine Entwürfe gefallen. Es gibt also keine ‚perfekte Frau‘ für meine Kleidungsentwürfe.