Toleranz gegenueber Intoleranten?
Laurin ist wieder guter Dinge. Einziges Ärgernis ist, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch nicht für jeden Selbstverständlich ist.
Es ist super hier. Ich genieße richtig meine letzten Wochen mit Tanzen, tollen Theateraufführungen und immer kreativer werdenden Töpferworkshops... Es gibt wenig, was mich zurück nach Deutschland treibt. Aber es gibt Sachen! So zum Beispiel mein herzallerliebster Mitbewohner.
Nachdem er sich nicht freiwillig am Samstag zum Putzen der WG-Küche begeben hat, hat Peggy ihm nochmal erklärt, dass wir es abwechselnd machen, und er jetzt dran ist. Danach lief er den Rest des Tages mit grimmiger Miene herum, ließ sämtliche Sachen im Klo oben (ja ja, die Klodeckeldiskussionen. Da hatten wir aber nachgegeben!) und schlug alle Türen zu. Da gestern Nachmittag noch immer nicht geputzt war, hab ich ihn wirklich freundlich gefragt, wann er es tun würde. Uiuiui, da ist dann jemand explodiert. Von Mädchen lässt er sich nichts sagen! In der Türkei ist das anders! Mädchen müssen die Klappe halten! Er ist ein Mann! Er ist jetzt sehr wütend und er hat ein Recht darauf, wütend zu sein! Vielleicht ist das ein kultureller Unterschied, aber Mädchen haben ihm nichts zu sagen.
Nein, es ist kein kultureller Unterschied. Er ist ein intoleranter Macho, das ist alles.
Ich hab versucht, ihm zu erklären, dass wir zusammen leben, dass es Gleichberechtigung gibt, und wir halt leider Gottes Mädchen sind, dass das aber keinen Unterschied machen sollte und und und, aber das stieß nur auf taube Ohren.
Ich habe keine Ahnung, was man da machen soll. Die Küche ist weiterhin dreckig. Das heißt, er hat behauptet, er habe geputzt, aber der Schwamm ist trocken und die Küche wie gesagt, dreckig.
Na ja, aber eigentlich ist es eher lachhaft. Ich war zwar gestern ebenfalls wirklich wütend, vor allem da ich mir ähnliche Argumente (nicht nur gegen Frauen, sondern auch gegen Kurden, Zigeuner...) schon öfters anhören musste. Ich bin dann zu Stanica gegangen, um dort mir tschechische Sandmännchenfilme anzuschauen, dann zum Tanzen und auf ein Slibovica (Pflaumenschnaps) in den Depressiven-Pub.
Ich muss mir nur immer wieder sagen: es ist er, nicht die Türken. Das ist eine Ausnahme. Denn sonst komm ich mit einem Kopf voller Vorurteile zurück.
Ich meine, okay, beide Seiten müssen sich anpassen. Aber bei sowas wie Gleichberechtigung (beim Putzen) gebe ich nicht nach. Vor allem, weil er ja noch nicht einmal die Männerarbeit macht, sonder ich es bin, die Fensterscheiben repariert, oder Regale aufbaut...