Steinmauern und Regenbogenschafe
Schafe, Pferde, Schafe, grüne Hügel, Felder, Schafe, ein paar Kühe, Esel, Schafe, Schafe, Schafe, ein kleines Häuschen, Schafe, Schafe… Mein Ausflug nach Galway!
Schafe, Pferde, Schafe, grüne Hügel, Felder, Schafe, ein paar Kühe, Esel, Schafe, Schafe, Schafe, ein kleines Häuschen, Schafe, Schafe…
So sieht Irland aus, wenn man Dublin verlässt!
Ich sitze im Bus auf dem Weg nach Galway, wo ich Astrid, die ich im Flugzeug nach Irland kennen gelernt habe, besuchen werde.
Ich kuschele mich in meinen Bussitz, machte mich über meine Ingwerkekse her, hörte Musik und betrachte die Landschaft.
Übrigens sind Irlands Schafe nicht weiß. Die meisten sind auch nicht schwarz. Sie sind rot, grün, blau, kurz: in allen Regenbogenfarben gepunktet!
Ich weiß, was ihr jetzt denkt, aber nein, in meinen Keksen war wirklich nur Ingwer! Ob Schafe auch Modefarben haben? Vielleicht ist das "Schafe-bunt-anmalen" ja ein alter keltischer Brauch?!
Oder ob die Schafe gerade Gay Pride feiern?
Je mehr wir uns Galway nähern, desto mehr verändert sich auch die Landschaft: irgendwie wird sie schroffer, ursprünglicher, aber noch etwas ist auffällig.
Da ich mich in meinen letzten Artikeln sowieso schon als Nerd geoutet habe, kann ich es jetzt ja ruhig schreiben: Die Entfernung zu Galway ist antiproportional zu der Anzahl der Steinmauern, die man bei einem Blick aus einem verdreckten Busfenster erhaschen kann!
Und es sind keine zementierte Steinmauern, sondern einfach Steine, die aufeinander gestapelt sind. Sie müssen ziemlich alt sein, denn viele Mauern kann man kaum noch erkennen, weil sie so bewachsen sind.
Da war wohl jemanden vor ein paar Jahrzehnten extrem langweilig!
Nach ein paar verwirrten und verzweifelten SMS zwischen Astrid und mir, weil Astrid nicht wusste, wo mein Bus ankommt und der Busfahrer und ich uns kaum verstanden (Die Verständlichkeit des Englisch eines Irens ist ebenfalls antiproportional zur Entfernung seines Geburtsorts zu Galway… Und der Busfahrer kam genau aus Galway!), kam ich endlich in Galway an, wo glücklicherweise Astrid auch wartete.
Es war schon ziemlich spät, deswegen fuhren wir in Astrids Appartement, kochten und gingen ins Bett…
Das war auch gut so, denn am nächsten Morgen mussten wir früh raus – wir wollten uns nämlich die Aran Islands anschauen!
Die Aran Islands liegen ganz im Westen von Irland und die Menschen dort sollen sehr traditionell leben.
Wir waren jedenfalls sehr gespannt und nahmen den Bus, um die erste Fähre zu erwischen.
Dort traf ich zufällig Nina, eine Soziale Arbeit-Studentin aus Deutschland, die ich schon im Dublin zufällig getroffen habe!
Irland ist eben ein sehr kleines Land…
Leider schaute sich Nina eine andere Insel als wir an.
Als wir ausstiegen, liehen wir uns zwei Fahrräder aus und radelten über die gesamte Insel (allerdings ist die auch nicht sooo groß…).
Wir haben viele romantische Hausruinen gesehen, viele Schafe (natürlich kunterbunt!), viele keltische Überbleibsel, viele Kutschen und natürlich diese mysteriösen Steinmauern!
Ob Westirland früher eine Gefängniskolonie war und die Verbrecher in diesen Steinmauern gefangen halten wurden? Aber dafür sind die Mauern einfach nicht hoch genug, kaum eine ist höher als einen halben Meter!
Oder ob es alte keltische Kultgegenstände sind?
Oder… Ich konnte mir keine Erklärung denken!
Und wir haben natürlich die Klippen gesehen! Wir krochen bis ganz an den Rand und es ging so tief herunter, dass uns ganz mulmig im Bauch wurde!
Wir überlegten kurz, ob man wohl schon, wenn man herunter fällt, am Aufprall auf das Wasser stirbt oder erst, wenn man an den Felsen zerschellt, dann zogen wir uns vorsichtig zurück.
Wir suchten verzweifelt den Leuchturm und fanden ihn nach etlichem bergauf über Stein-"Wege" fahren (naja, ich musste eigentlich häufiger schieben, aber Astrid ist tatsächlich gefahren), endlich. Allerdings fanden wir keinen Weg direkt zum Leuchtturm. Wir versuchten, über Felsen und Gestrüpp zum Leuchtturm zu klettern, gaben allerdings irgendwann auf.
Wir radelten zurück zum Fahrradverleih, gaben die Fahrräder ab und gönnten uns noch ein Eis.
Insgesamt war es wirklich ein sehr schöner Tag und – das muss man in Irland besonders hervorheben - es hat fast gar nicht geregnet!
Tatsächlich war es das Wetter sogar so gut, dass unsere sonnenentwöhnten Nasen knallrot waren!
K.O. kauften wir noch schnell ein, kochten und gingen schlafen.
Am Sonntag schauten wir uns Connemara an. Das ist eine Landschaft im Westen von Irland, die für ihre Schönheit berühmt ist.
Wir fuhren mit dem Bus, weil unsere Beine immer noch so weh taten…
Es war wirklich sehr schön, vor allem erklärte uns der Busfahrer, was es mit den Steinmauern auf sich hatte: Sie hatten und haben schlicht und ergreifend den Zweck, die freilaufenden Schafe von den Feldern abzuhalten!
Und die Schafe sind so bunt, damit die Besitzer sie wiedererkennen…
Ich war irgendwie schon ein bisschen enttäuscht von diesen so unspektakulären Erklärungen!
Am Abend aßen wir die beste Fertigpizza aller Zeiten, dann plumpsten wir beide ins Bett, denn schließlich mussten wir beide am nächsten Tag früh raus – Astrid zur Arbeit und ich wollte mir die Cliffs of Moher ansehen!
Leider regnete es am nächsten Tag wie aus Eimern, deswegen schaute ich mir, nachdem ich mich von Astrid verabschiedet hatte, Galway an.
Galway ist eine wirklich wunderschöne Stadt mit vielen Studenten, Straßenmusikanten und kleinen Läden. Ich fand auch einen Bioladen, in dem ich mich mit Ingwerkeksen für die Rückfahrt eindecken konnte!
Es folgte eine lange Fahrt zurück nach Dublin, nur ab und zu konnte ich ein buntes Schaf durch den Regenschleier entdecken.
Spät abends kam ich zuhause in Bray an und schlief sofort ein, was sicherlich auch daran lag, dass ich die ganze Zeit an bunte Schafe denken musste, die über Steinmauern springen!
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