Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit.
oder: wie man die Sprachbarriere überwinden kann
Um ehrlich zu sein, fand ich solche Zitate dieser Art bisher immer schnulzig und ein wenig übertrieben. Allerdings habe ich jetzt glaube ich, ihre Beduetung erkannt.
Als ich erzählt habe, dass ich für 12 Monate in Ungarn arbeiten werde, haben mich viele Leute zuerst gefragt, ob ich denn meine Tuba mitnehmen würde. Natürlich ist es schon schade, dass ich von dem einen auf den anderen Tag einfach so aufgehört habe, Tuba zu spielen, aber die Lust Neues zu erfahren und zu entdecken war eben stärker. Und es ist auch nicht so, dass ich das Tubaspielen und die Orchester nicht vermisse.
Deswegen bin ich umso mehr froh, dass ich hier seit ein paar Wochen in einem Blasorchester spiele. Eine Achtklässlerin aus der Schule aus Nagyvázsony hat nämlich erzählt, dass sie in einem Orchester in Veszprém spielt und ich habe sie gefragt, ob ich nicht mal mitkommen könnte. Das Orchester ist ein Jugendblasorchester der Musikschule in Veszprém und die Mitspieler sind zwischen 13 und 18 Jahre alt. Zum Glück kann die Organisatorin, eine Oboenlehrerin der Musikschule, deutsch sprechen und es waren alle total begeistert, dass ich Tuba spiele. Der Mangel an Tubaspieler beschränkt sich nämlich nicht nur auf Deutschland. Also hat das Orchester jetzt eine Tuba. Ich benutze die Tuba der Musikschule und es ist sogar eine F-Tuba, wenn auch keine besonders gute, aber hauptsache sie funktioniert.
Der Dirigent spricht nur ungarisch aber immerhin verstehe ich die Zahlen, sodass ich immer weiß bei welchem Takt wir anfangen. Und jetzt kommt das Faszinierende, denn obwohl ich kein ungarisch kann, spiele ich trotzdem mit und bin ein Teil des Orchesters. Das ist ein tolles Gefühl, zumal ich Alltag oft wegen der Sprachbarriere außenstehe. Wo Worte nicht helfen, spricht Musik!
Außerdem singe ich jetzt auch seit Anfang Dezember in einem Chor in Veszprém. Den habe ich im Internet gefunden, eine E-Mail an die Dirigentin geschrieben und am nächsten Tag saß ich im Chorsaal. Ich liebe die ungarische Spontanität! Im Chor macht es sehr viel Spaß, obwohl mein Gehinr in den Pausen regelmäßig an die Grenzen des Sprachzentrums kommt, da sich alle gleichzeitig mit mir auf deutsch, englisch und ungarisch unterhalten wollen…
Und da Weihnachtszeit Konzertzeit heißt, war letzten Samstag mein erstes ungarisches Konzert, bei dem ich mit dem Chor sowie mit dem Orchester dabei war. Obwohl ich mich einmal ein wenig versungen habe, denn die Lieder alle auf ungarisch waren, hat es mir viel Spaß gemacht. Ich freue mich schon auf morgen, denn dann ist ein richtig großes Konzert im Theater und auch ich werde ungarische Weihnachtslieder singen!