Menschen, Tiere, Sensationen
So liebe Leute, hier mal schnell die Ereignisse der letzten Tage.
So liebe Leute, hier mal schnell die Ereignisse der letzten Tage.
Utelok...
das bedeutet Tierheim und dort war ich am Freitag endlich. Bis ich dort ankam hatte ich allerdings mal wieder eine etwas längere Zeitperiode (anderthalb Stunden) des Suchens vor mir. Ich hatte nur eine sehr lückenhafte Wegbeschreibung und die Leute, die ich nach dem Weg fragte, wussten auch nicht so wirklich gut Bescheid. Ich wurde sage und schreibe von sechs verschiedenen Menschen in die falsche Richtung geschickt und dies war nicht Ergebnis eines Sprachmissverständnisses, da sie mir mit Hand und Fuß die Richtung wiesen. Naja, bemüht waren sie aber alle. Jeder hatte ein freundliches Lächeln für die Ausländerin (meist für eine Engländerin gehalten, da ich inzwischen weiß, dass dies noch am ehesten verstanden wird) übrig. Der letzte Proband, ein gut aussehender Mann mittleren Alters, wusste schließlich den richtigen Weg und ich erreichte voll des Glückes das Tierheim!!
Dort hatte ich dann eine wirklich schöne Zeit. Andrea, die mich zuerst begrüßte, spricht zwar auch nur gebrochen Englisch, aber man kann sich irgendwie verständigen. Sie zeigte mir das Tierheim, die verschiedenen Hunde und so weiter. Es ist wirklich unglaublich, wie viele süße Welpen dort sind! Die Leute packen sie einfach in eine Tasche und schmeißen sie über die nächste Mauer! Schrecklich! Mit einem der jungen Hunde war ich dann auch kurz spazieren und danach hab ich beim Säubern geholfen. Gut, dass ich alte Klamotten hatte... denn zum Säubern gehört natürlich auch das Entfernen jeglicher Exkremente. Nicht gerade spaßig, aber es muss ja getan werden, was getan werden muss. Und die Hunde sind es allemal wert. Zudem hat sich von ihnen auch niemand daran gestört, dass ich Englisch oder Deutsch mit ihnen sprach. :) Neben Andrea lernte ich noch ein 19-jähriges Mädchen, deren Name mir entfallen ist, kennen. Sie arbeitet auch dort und war begeistert, dass ich bereit bin, regelmäßig zu helfen. Andrea ging dann auch noch mit mir zusammen zurück und zeigte mir eine super Abkürzung! (Einfach quer über die Bahnschienen. Zwar verboten, aber das macht ihr anscheinend jeder...) Außerdem gab Andrea mir noch ihre Nummer. Falls mal etwas wäre könnte ich sie jederzeit anrufen. Echt nett, auch wenn ich noch kein funktionierendes Handy hier habe. Spätestens Dienstag werde ich auf jeden Fall wieder ins Tierheim gehen!
Die Schule
Dienstag ist auch mein nächster Termin im Gymnasium. Deutschstunde von und mit Barbara. Barbara, ich weiß nicht, ob ich schon von ihr erzählt habe, hat sieben Jahre in Wien gelebt und spricht super Deutsch. Dienstag werde ich dann eventuell auch abklären, wie es so mit dem Unterricht weitergeht. Seit ich hier bin, habe ich meine negative Meinung über das deutsche Schulsystem schon ein bisschen relativiert. Die Schüler, in der achten Klasse, erklärten mir zum Beispiel, sie hätten keinen Musik- und Kunstunterricht mehr, sie müssten jetzt anfangen ernsthaft fürs Abi zu lernen!!! Das ist wirklich unglaublich, bei uns in Deutschland kann man Musik und Kunst ja sogar als Abifach wählen. Kunst habe ich selber immer gehasst, aber für die entsprechenden Leute, zum Bespiel zukünftige Designstudenten, ist dies doch unentbehrlich!! Und Musik, gar keine Frage, ist eine komplizierte Wissenschaft und keine reine Spaßveranstaltung!! (Auch wenn Musikmachen als Hobby natürlich reine Freude ist.) Außerdem steht die Einstellung, dass man Ernsthaft lernen muss, in keinerlei Relation zum Ergebnis!! Über die mangelhaften Sprachkenntnisse habe ich ja schon mehrfach berichtet. (Ich hoffe, das kommt jetzt nicht irgendwie arrogant rüber. Ich bin selber nie ein Sprachgenie gewesen, aber viele erwachsene Leute können nicht einmal auf Englisch den Weg erklären, dabei haben sie teilweise schon in der Grundschule Englisch und mindestens genauso lang wie wir. Und nach vier Jahren Deutschunterricht sagen sie mir, sie hätten alles vergessen. Da kann ich nach zwei Jahren Französischunterricht mit miserablen Noten mehr!) Da kommt doch der Gedanke auf, dass irgendetwas nicht stimmen kann?? Ich bin mir sicher, ein bisschen Kreativität, zum Beispiel auch Theaterspielen, aber auf jeden Fall Kunst und Musik, können nicht schaden! Es ist ja sogar erwiesen, dass Kreativität und Eigeninitiative sehr wichtig sind! Als ich mit Anna über meine Beobachtungen sprach, war sie sofort hellauf begeistert und wollte, dass ich einen Artikel über diese Gedanken schreibe und veröffentliche. Das wäre meiner Meinung nach dann aber doch etwas übertrieben, dazu muss ich den Unterricht doch noch etwas länger beobachten. Nächste Woche werde ich auch noch andere Schulen besuchen, dann kann ich Vergleiche ziehen.
Ausflugszeit
Puh, ganz schön lang geworden meine Gedanken über das Schulsystem. Dann will ich noch schnell von meinem gestrigen Ausflug berichten. Mit einer Bekannten von Anna war ich zunächst auf einer Kirmes und dann in einem weiter entfernten Dorf in einem uralten Haus (das Haus ihrer Eltern, die dort aber nicht mehr wohnen), wo wir Äpfel und Nüsse gesammelt und dann Apfelsaft hergestellt haben. Das war echt sehr viel Arbeit und für mich, die Hausarbeit hasst und auch nicht gerade geschickt ist, was Handarbeit betrifft, nicht gerade eine reine Spaßveranstaltung. Aber es war interessant, vor allem dieses antike Haus und die Leute (ab 70 aufwärts) die in dem Dorf lebten. Bei ihnen fühlte ich mich wirklich wie ein VIP, als sie erfuhren, dass ich aus Deutschland komme.
Schrecklich war, als wir während des Ausflugs eine Tierausstellung besuchten, hoch gezüchtete Kaninchen und völlig hysterisch im Käfig herumflatternde Vögel zu sehen. Wie kann man Freude daran haben dort herumzulaufen und die Finger in den Käfig zu strecken? Meine Begleitung tat dies mit großer Begeisterung und verstand auch nicht, dass ich leise anmerkte, die Vögel wären sehr gestresst und nervös. Tja, für so was bin ich wohl nicht geschaffen. Zumal ich als Laie auch keine Besonderheiten an den Tieren feststellen konnte. Sie waren zugegebenermaßen recht schön und farbenprächtig, allerdings musste man sie, um dies festzustellen, schon etwas länger betrachte, da sie wie erwähnt sehr hysterisch herumflatterten. Das war also mein gestriger Ausflug.
Nervtötend ist im Moment immer noch, dass ich keinen Sprachunterricht und keine vernünftigen Bücher zum Lernen habe. Mein erneuerter Vorschlag, ich könnte mir ein Buch zum Lernen kaufen, stieß bei Anna auf Gegenwehr. Vielleicht hat sie auch nicht verstanden, dass ich das Buch selbst bezahlen möchte. Das Sprachproblem ist wirklich gravierend, da ich mich eben auch auf Englisch nicht verständigen kann. Anfangs sagte Anna ich könnte meine Wünsche offen äußern, aber anscheinend trifft sie dann doch allein die Entscheidungen. Frustrierend.
So, um mich abzulenken werde ich mich jetzt auf die Suche nach dem Schwimmbad machen, um mich ein wenig sportlich zu betätigen und hoffentlich meine Rückenschmerzen ein wenig zu lindern. Die sind nämlich wirklich nicht schön. Drückt mir die Daumen, dass ich diesmal sofort an seriöse Wegweiser gerate, sollte ich den Weg nicht alleine finden! Ahoi!!