I'm singing in the rain
Die Touristensaison auf Chios ist vorbei und es wird einfacher, mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen. Ansonsten hat sich in nicole_greekophils Leben noch so einiges andere verändert.
Halli Hallo Hallöle!
Da ich ja nun schon sooo lange nichts mehr geschrieben hab (eigentlich ja nur 2 Wochen ;-)) und die ersten Leute sich schon beschweren, werde ich euch wohl mal wieder auf den neusten Stand der Dinge bringen.
Fangen wir am Anfang an (immer empfehlenswert).
Ich kann diesen Monat feststellen, dass es immer einfacher und einfacher wird mit der so genannten „local community“ in Kontakt zu kommen. Warum, kann ich auch nicht so genau sagen. Ich denke ein großer Faktor ist, dass die Touristensaison vorbei ist und wir somit nun Exoten sind. Die Leute sind einfach neugierig zu erfahren, was wir zu dieser Zeit hier treiben.
Mir soll es recht sein, denn so langsam fange ich doch an, mich nach etwas mehr Abwechslung zu sehnen, und da tut so ein Smalltalk manchmal richtig gut.
Die Griechen kann man im Allgemeinen wirklich als sehr kontaktfreudig bezeichnen, da wird mit der Einladung zum Kaffee nicht lange gezögert, auch wenn das für unsere deutsche Mentalität gewöhnungsbedürftig ist, hat es für uns eigentlich nur Vorteile… ;-)
Neulich wurden Lisa und ich beispielsweise von einem Griechen aufgegabelt, als wir mit den Hunden spazieren gingen. Am Abend ging’s dann zusammen Kaffee trinken und bei der Gelegenheit haben wir auch mal eben die halbe Familie kennen gelernt. Saßen dann also zusammen mit ihm (Christos), seinem Bruder und der Freundin seines Bruders zusammen in einem Cafe und haben versucht uns auf Griechisch zu verständigen. Naja, für etwas Smalltalk reicht unser griechisch ja schon aus aber für eine richtige Konversation?!
Unser bester Freund an diesem Abend war dann das Wörterbuch^^
Unser Vorteil: Die Griechen haben kein Problem damit sich zu treffen und anzuschweigen. Für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber in Situationen wenn man nicht weiß was man sagen soll sehr praktisch, da so etwas wie peinliche Stille nicht entsteht.^^
Auch sonst herrschen andere Sitten: wir saßen etwa 30 Minuten im ersten Cafe (das wir nach dreimaligem Ablaufen der Promenade ausgewählt hatten), hatten unsere Gläser gerade halbleer und gingen auch schon wieder in das nächste Café. Aber nein, dieses lag nicht etwa 200 Meter entfernt sondern etwa zwei Meter.^^ Bis wir uns jedoch dafür entschieden hatten unsere Allerwertesten zwei Meter weiter zu platzieren, liefen wir natürlich erneut etwa zwei mal die Hafenpromenade ab… sehen und gesehen werden…. Nunja, es war eine Erfahrung. Das nächste Mal treffen wir uns vielleicht doch lieber mit Griechen die etwas englisch können. ;-)
Anfang letzter Woche hat sich nun auch unsere Arbeit verändert.
Einer von uns fährt jetzt immer mit dem P.E.K.E.B. - Bus (der örtliche Schwimm- und Segelverein) mit, d.h. wir sammeln die Kinder ein, fahren sie mit nach Hause und passen auf, dass sie den Bus nicht auseinander nehmen. Da ich von unserer Truppe am Ungriechischsten aussehe wollte Dimitris die Kiddies nicht gleich am Anfang schocken und somit war ich in dieser Woche als Dritte von uns dran. ;-)
Hatte auf jeden Fall auch Vorteile, da die Kiddies mir gegenüber von Anfang an aufgeschlossen und total neugierig waren. Was soll ich sagen, es ist keine großartig anspruchsvolle Arbeit, aber eine Abwechslung und somit bei uns immer willkommen.
Mittwoch war dann endlich unsere erste Unterrichtstunde (ich hatte ja fast schon geglaubt, es würde nie dazu kommen). Und ich muss sagen nach all den Vorwarnungen von Dimitris („Diese Kinder sind wie wilde Tiere“) muss ich sagen ich war positiv überrascht. Lisa und ich haben mit den vier Mädels an einem Tisch gearbeitet und Bruno und Miki mit den vier Jungs an dem Anderen. Wir haben den Kiddies in der ersten Stunde erstmal gezeigt, wo welcher Stecker hingehört und haben erklärt, wozu man den PC alles gebrauchen kann. Die Kiddies waren auch total dankbar und das war nach vier Monaten Arbeit ohne direktes Feedback einfach nur toll.
Neben dieser Arbeit fangen wir jetzt auch ein neues Webprojekt an. Wir haben nun die Aufgabe, bis Ende Januar eine Website über Nea Moni (Fotos könnt ihr in meinem Bericht über Nea Moni sehen ;-)), - ein Kloster auf Chios - auf die Beine zu stellen. Das heißt wir fangen jetzt an einen Plan zu erstellen, was für Inhalte die Website haben soll und werden danach auf Informations- und Bilderjagd gehen. Um auch unsere Kenntnisse in Cinema4D einzusetzen werden wir auch einen Rundgang durch das Kloster erstellen.
Wird bestimmt ganz interessant, da ich zum Beispiel von dem Erstellen von Websites noch nicht allzu viel Ahnung habe.
Nun aber genug von der Arbeit.
Ansonsten unternehmen wir jetzt morgens vor der Arbeit immer relativ viel, da das Strandwetter nun leider doch vorbei ist.
Dienstag waren wir beispielsweise in der Stadt und haben uns (endlich nach vier Monaten auf Chios – traurig, traurig^^) die Festung oder was davon übrig ist angeschaut. Es war echt wie eine eigene Stadt mitten in einer Burg gebaut… wie eine Filmkulisse. Ansonsten schlendern wir oft einfach durch die Stadt oder nutzen das Internet, was die meisten Cafes haben.
Dienstagabend gab es dann als Überraschung Kalamari. Wie erwartet bin ich nach wie vor kein Fan von jeglichem Getier aus dem Meer, aber ich hab ja noch acht Monate um das zu ändern. ;-) Die Kalamari verdankten wir allerdings nicht unseren großen Fischern (hier eine Anmerkung: Miki hat vor kurzem seinen ersten Fisch gefangen - es besteht also noch Hoffnung!) sondern Dimitris.
Am 11.11. gab’s übrigens auch hier Grund zum Feiern: die Befreiung der Chioten von den Türken jährte sich. Also gings für Lisa und mich ab in die Stadt um die Parade zu sehen (die Bengels wollten nicht - Kulturbanausen^^), nun ja, war im Großen und Ganzen das gleiche Spektakel wie in Mytilini zum Nationalfeiertag, aber trotzdem interessant. Zurück hatten wir dann das Pech, dass wegen der Feier keine Busse gingen und meine Flipflops kaputt gegangen sind; also hieß es mal wieder Daumen raus… Wir hatten auch ziemlich schnell Glück und sind somit schnell und kostengünstig wieder in Vrontados angekommen.
Der Tag endete leider nicht so gut wie er angefangen hatte. Am Abend hieß es Abschied nehmen von Mitera und Brownie. Da waren’s dann nur noch zwei Hunde. Donnerstagabend haben wir es erstmals wirklich ausgenutzt, erst 14 Uhr mit der Arbeit zu starten und haben uns ins Nachtleben gestürzt. Es gab ein Livekonzert im Sadva: das war ein Spaß! Nichtsdestotrotz mussten wir Freitag früh aufstehen - Umzugstag.
Da ja nun nur noch zwei Hunde übrig sind und die schon so gut wie in Lisas und meinen Besitz übergegangen sind, werden sie nun auch nicht wie bisher in TES Leben, sondern in unserem Garten. Nun sehe ich jeden Morgen aus dem Küchenfenster Beethoven, wie er mich voller freudiger Erwartung anschaut - zu putzig!
Nachteil des Umzug ist jedoch, das Beethoven nun aussieht wie ein Stachelschwein: er ist übersät von Kletten, die hier haufenweise auf dem Boden rumliegen. Demzufolge ist es kein allzu großes Vergnügen mehr ihn zu knuddeln (bzw. ich muss ihn vorher etwa eine Stunde entkletten^^).
Nun zu unserem Wochenende.
Wir haben und vorgenommen unserem „Neuen“ Mesta zu zeigen. Also ging’s Samstag früh in die Stadt wo wir mal wieder erfahren mussten, dass unser Busplan veraltet war. Somit hatten wir also drei Stunden mehr als geplant in der Stadt, die wir nutzten um uns kulturell weiterzubilden und uns in Vorweihnachtsstimmung zu bringen.^^ Zu ersterem Zweck haben wir uns eine Ausstellung im Kulturzentrum angesehen. Die Bilder waren von einem Künstler von Chios und echt sehenswert. Haben dann sogar eine Privatführung von dem ehemaligen Hausarzt des Künstlers (er ist bereits verstorben) bekommen. Zweiteres ist nicht so einfach hier, da es noch so gut wie keine Weihnachtsdeko gibt und das Wetter ja auch noch eher sommerlich als alles andere ist (für deutsche Verhältnisse zumindest ;-)).
Aber wir haben einen Laden voll von Weihnachtsdeko gefunden und somit voller Freude angefangen, die zahlreichen kitschigen Figuren zum Tanzen, Singen oder was auch immer zu bringen (die armen Verkäufer, die das den ganzen Tag ertragen müssen).^^ Das war ein Spaß und nun haben wir bis Anfang Dezember auch erstmal genug Weihnachtstimmung gehabt.^^ 13 Uhr ging dann endlich unser Bus… die Fahrt habe ich für ein Schläfchen genutzt. Lachen macht müde. ;-)
In Mesta angekommen sah alles aus wie in guten alten Zeiten, nur etwas leerer. War irgendwie komisch, den damals so vollen Kirchplatz so menschenverlassen zu sehen.
Unser erster Besuch galt dann natürlich Nikos, den wir bei unserem ersten Besuch schon in unser Herz geschlossen haben.^^ Nachdem er uns wieder erkannt hatte war er ganz begeistert, dass wir ihn besuchten und bot uns lokale Spezialitäten - Souma (eine Art Raki aus Feigen; für meinen Geschmack etwas zu stark) und Kourdames (Oliven in Salzwasser) - an. Frisch gestärkt und mit Nikos Versprechen uns das nächste mal garantiert auf Anhieb wieder zuerkennen gingen wir auf Erkundungstour. Mesta ist wirklich ein Ort, an dem ich mich wohl fühle: er strahlt einfach eine gewisse Gemütlichkeit aus.
Bei all dem Umherschlendern machten wir uns keine Sorgen über den Bus und somit verpassten wir diesen natürlich. Aber mittlerweile ist trampen ja ein ganz normales Fortbewegungsmittel für uns. Somit fanden wir und 30 Minuten später zu fünft auf der Rückbank eines Kleinwagens wieder - das passt schon. ;-) Rückenfreundlich war die Rückfahrt somit nicht gerade, aber interessant. Der Beifahrer war nämlich mit ein paar ehemaligen Freiwilligen befreundet, die vor uns auf Chios gelebt haben.
Wie klein die Welt doch ist!
PS: Es hat geregnet. Und ich meine richtig. Nun hängt die Wäsche auf provisorischen Wäscheleinen kreuz und quer im Zimmer ;-)
PPS: Nur noch 31 Tage und ich bin in der Heimat - juhu!
Bis dahin - lasst es euch gut gehen und tut nichts, was ich nicht auch tun würde. ;-)
Kommentare