Eine Woche Großstadtluft
Eindrücke über meine erste Woche in Madrid
Endlich ist es soweit! Der Absprung aus dem gemütlichen und gewohnten Oldenburger Nest ist geschafft und eine neue Kultur wartet darauf, entdeckt zu werden. Nun sitze ich in der Hauptstadt Spaniens in einer süßen und gemütlichen Wohnung, die ich mit der ebenfalls europäischen Freiwilligen Eszter aus Budapest teile, und versuche die ersten Eindrücke meines neuen Lebens niederzuschreiben.
Die Anreise verlief total unkompliziert, wie es bei Flügen innerhalb Europas ja irgendwie auch zu erwarten ist. Letztendlich war ich nach 2 ½ Stunden Flug mit unterhaltsamen spanischen Stewardessen sogar 30 Minuten eher am Flughafen Madrid-Barajas als geplant. Ganz alleine und mit zwei schweren Koffern plus Rucksack war ich nun darauf angewiesen, mich dort in dieser riesigen Ankunftshalle irgendwie zurechtzufinden. Bevor jedoch auch nur ein Anflug von Traurigkeit und Heimweh aufkommen konnte, traf ich auf einen unglaublich offenen und herzlichen jungen Mann namens Javier ( wie auch sonst?:p ), der mich zum einen davon überzeugen konnte, eine seiner spanischen SIM-Karten zu kaufen, zum anderen aber auch wirklich interessiert daran war, eine spenglische Konversation zu starten.
Aufgrund dieser netten Begegnung und dem neu erworbenen Datenvolumen konnte ich die Zeit bis zum Eintreffen von Marcos gut überbrücken. Marcos ist ein freiwilliger Helfer in der Fundación IUVE, die auch meinen Arbeitsplatz darstellt, und auch er erwies sich als hilfsbereit, offen und hatte diesen lockeren spanischen Humor, den ich schon nach einer Woche hier zu lieben gelernt habe. Mit ihm zusammen machte ich mich auf den Weg, um Eszter abzuholen, deren Flugzeug ebenfalls am Sonntagabend landete. Alleine zu ihrem Ankunftsgate brauchten wir ca. 30 Minuten, was noch einmal die Größe dieses durchaus modernen und schicken Flughafens unterstreicht.
Als wir dann schließlich all unser Gepäck und unsere erschöpften Körper in einem Taxi untergebracht hatten, hieß unser Ziel: Calle Villagarcia N° 18. Auf geht’s in die neue Heimat!
Dort angekommen, erwartete uns eine hübsche, kleine Wohnung im dritten Stock eines großen Wohnhauses. Bereits im Treppenhaus durften wir erneut die spanische Hilfsbereitschaft erleben, als eine junge Frau uns sofort dabei half, die schweren Koffer irgendwie die Treppe hinaufzubefördern.
In eben diese Wohnung ließ Marcos dann auch direkt auf Kosten unseres neuen Arbeitgebers eine Willkommens-Pizza liefern, die wir gemütlich im neuen Wohnzimmer sitzend sofort verzehrten und uns währenddessen Fack Ju Goethe auf Englisch ansahen. Ein gelungener erster Abend, an dem mir auf Anhieb klar war, dass Eszter und ich sehr gut miteinander klarkommen werden, was sich bisher als absolut korrekt erweist.
Am Montag hatten wir noch frei, sodass wir uns ein wenig in unserem Barrio umsehen und die ersten essentiellen Einkäufe erledigen konnten. Der Tag in dieser neuen Umgebung verging unglaublich schnell und wurde in einem traditionellen spanischen Lokal abgeschlossen, das wir auf Empfehlung unseres Chefs aufgesucht haben. Angenehm gesättigt von dem leckeren Essen ging es dann relativ früh ins Bett, da jede von uns eine ganze Menge Eindrücke und Gefühle zu verarbeiten bzw. verdauen hatte.
Bei einem entspannten Arbeitsbeginn um 09:00 Uhr blieb am Morgen genug Zeit für eine warme Dusche und ein gemeinsames Frühstück und dann ging's ab in die Metro Línea 2, deren Station glücklicherweise nur ca. 300m von unserer Wohnung entfernt ist. Wir waren unglaublich aufgeregt und gespannt darauf, unseren Arbeitsplatz und die Leute dort kennenzulernen und jedenfalls meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen.. Die Fundación IUVE hat ein schönes und geräumiges Büro an der belebten Calle San Bernardo und liegt damit sehr zentral und unsere Kollegen sind allesamt unglaublich freundlich.
In den ersten Stunden dort folgte dann unglaublich viel Input über die bevorstehenden Ereignisse und unsere jeweiligen Aufgabenbereiche. Ich denke, dass das ganze alles andere als langweilig wird, denn die Organisation setzt große Stücke auf uns. So wurde ich beispielsweise mehr oder weniger als „Gesicht des Projekts“ ausgewählt und darf demzufolge jeden Gast, jede Mail und jeden Anruf in Empfang nehmen. Das ist am Anfang aufgrund der eher geringen Sprachkenntnisse zwar noch etwas abenteuerlich, hat sich aber bereits in den ersten Tag eindeutig gebessert. Abgesehen davon bin ich im logistischen Bereich tätig und dadurch am kompletten Geschehen im Büro beteiligt, von der Bestellung von Kopierpapier über die Verwaltung sämtlicher persönlicher Daten bis hin zur Organisation von Reisen und Projekten ist alles dabei. Und als ob das noch nicht abwechslungsreich genug wäre, kommt dann noch der soziale Aspekt zu unserer Beschäftigung hinzu. Dabei nehmen wir nicht nur an Projekten unserer eigenen Organisation teil (wie zum Beispiel eine Brotausgabe an obdachlose Menschen oder Benefizkonzerte), sondern kooperieren auch mit anderen Einrichtungen, sodass wir beispielsweise einmal die Woche Menschen aus dem Altersheim besuchen und ein wenig unterhalten oder über Caritas Projekte für Kinder aus ärmeren Verhältnissen unterstützen.
All das sind unsere Tätigkeiten auf der Arbeit, die wir bisher kennengelernt haben.. Neben dem ernsten Part sind die anderen Angestellten dort aber immer auch zum Scherzen aufgelegt und pflegen einen tollen Umgang, sodass dort immer gerne von der IUVE-Familie gesprochen wird. Als diese Familie werden wir im Februar und Juli auch noch einige gemeinsame Reisen unternehmen. Neben einer Bustour durch Spanien, stehen zum Beispiel auch Trips nach Budapest, Prag und Wien auf dem Plan, also unglaublich viel, worauf ich mich freuen kann! Soweit erst mal zu meinen dortigen Arbeitsverhältnissen..
Wie bereits angesprochen erfüllt der durchschnittliche Spanier, den ich bisher kennengelernt habe alle Erwartungen im Hinblick auf den lockeren Umgang, die Offenheit und insbesondere auch die Feierlaune. Denn Madrid scheint niemals zu schlafen, so nennt man den Donnerstag hier beispielsweise auch Juernes, eine Verschmelzung von Jueves für Donnerstag und Viernes für Freitag, weil man hier auch am Donnerstagabend gerne mal Fiesta macht. Was mir ziemlich gut gefallen könnte, vor allem, weil wir freitags immer erst ab 15 Uhr arbeiten und dann zuerst alle zusammen essen gehen.
Was ich hingegen noch nicht bestätigen kann aus Sicht des überpünktlichen Deutschen ist, dass die Spanier immer zu spät sind.. Aber mal sehen, ob sich das mit der Zeit vielleicht doch noch herausstellt.
Madrid als Stadt ist unglaublich schön und ich spreche hiermit eine Empfehlung an alle aus, einmal hierher zu reisen. Neben den wunderschönen aber touristischen Zentren wie dem Paso del Prado, der Puerta del Sol oder dem Palacio Real bietet Madrid eine tolle und entspannte Szene mit viel Nachtleben, das wir sicherlich noch in vollem Umfang erleben werden. Außerdem bietet Madrid sehr viel Grün. So hat beinahe jedes Wohnhaus eine gemeinschaftliche und gepflegte Gartenanlage und es gibt viele große Parks. Einer ist beispielsweise direkt neben unserer Wohnanlage und dort konnten wir bei sonnigen 24°C im November bereits picknicken, ich kann mich also nicht wirklich beschweren :-) Der Madrilene selber prahlt zwar nicht unbedingt permanent mit seiner schönen Heimat, aber ich genieße meine Zeit hier und liebe das Großstadtleben nach den 18 Jahren im schnuckeligen Oldenburg.
Ich werde euch über neue Eindrücke und Erlebnisse auf dem Laufenden halten.
Hasta luego, amigos!
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